Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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reichen Nürnberger Vorbildersammlungen des germanischen und Gewerbe- 
nuseums die Aufgabe des Modelleurs und Malers ganz gewaltig —: aber 
hoch anerkennenswert bleibt immer das rastlose Streben des Ausstellers 
auf diesem schwierigen Gebiete kunstgewerblichen Schaffens, und die von 
Jahr zu Jahr wachsende Ausdehnung der Hausleiter’schen Fabrik, wie das 
'mmer weiter hinaus greifende, bereits nach Schweden, Spanien und Russ- 
land sich erstreckende Absatzgebiet derselben bekunden zur Genügze, dass 
die Fabrik sich auf dem richtigen Wege befindet. 
An die Hausleiter’sche Ausstellung schliesst sich nach Reichhaltigkeit 
und Bedeutung jene von Leonhard Seiler in Bayreuth an, welche sogenannte 
Chamotteöfen nach Meissner Art, bei höherem Hitzgrade im Ofen gebrannt, 
umfasst; dass Letzterem in der That so ist, zeigt schon die grössere Härte 
Jer Glasuren und die geringere Reichhaltigkeit der angewendeten Farben. 
Allein wenn auch den Seiler’schen Oefen ein geringerer Farbenschmelz eigen- 
tümlich ist, so bekunden dieselben ein sehr schätzenswertes Streben ihres 
Meisters; die Farben zeigen grosse Reinheit und die härtere Glasur er- 
möglicht grössere Schärfe der Kontouren. Es ist der Strebsamkeit des 
Ausstellers alle Anerkennung zu zollen und das beste Gedeihen zu wünschen, 
Es sind als besonders hervorragend noch zu erwähnen: 2 Oefen von Konrad 
Pommer in Nürnberg und 1 buntfarbiger Ofen von Em. Kittler in Schwabach. 
Erstere beiden Oefen zeichneten sich durch korrekte Zeichnung, scharfe 
Modellierung, warmen Farbenton und hohen Glanz der Glasur aus, wobei 
jedoch alle Kontouren noch scharf hervortraten; sie gehörten zweifellos zu 
den hervorragendsten Ausstellungsobjekten ihrer Art und wird sicher doch 
nur der Handwerksneid das Gerücht aufgebracht haben, dieselben seien 
norddeutschen Ursprungs und die, von dem Aussteller bei Beurteilung durch 
die Preisrichter beigebrachten Beweise eigener Fabrikation von langer Hand 
vorbereitet gewesen. Der von Kittler in Schwabach ausgestellte Ofen, 
grün in der Farbe, zeigte in reicher und stylvoller Architektur die rei- 
zendsten farbigen Verzierungen und eine namhafte Sicherheit in Beherrschung 
der Farbe: von grosser Wirkung waren namentlich aufgesetzte krapprote 
Perlen und Medaillons, welche jedoch aus Lackfarbe bestanden haben dürften, 
da unseres Wissens diese rote Farbennuance bis jetzt als Schmelzfarbe un- 
bekannt ist. Gleichviel, der Ofen war schön und wünschen wir, dass er 
für den geforderten Preis von 1000 M. den Käufer bald gefunden haben möge. 
Die von den übrigen Ausstellern zur Anschauung gebrachten Oefen 
oekunden alle ein lobenswertes Streben, unseren lieben, alten Kachelofen 
wieder zu Ehren zu bringen, bieten jedoch keine bemerkenswerten Beson- 
derheiten dar. 
In dieser Abteilung ist noch eine Ausstellung zu besprechen, welche 
zu den schönsten Perlen der Landesausstellung gehörte und ob der Gross- 
artigkeit des Gesamteindrucks, wie der reizendsten Einzelheiten in Formen 
and Farben bei jedem Besucher der Ausstellung wohl unvergessen ist. Es
	        
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