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erlangen, eröffent auch dem Pfarrer daselbst, der ihr
Beichwwater war, daß sie zu dem Grab kriechen wollt,
und wiewohl der Pfarrer ihr solchs aus ihrer Unver—
möglichkeit oft widerrieth, nochdann ließ sie sich durch
Menschen aus dem Bett heben, kroch auch auf allen
Vieren zu Scet. Sebalds Grab, den sie mit hoher in—
brünstiger Andacht um Gesundheit anrufet. Alsbald
wurd sie erhört, gesund und ganz grad, ging auch ohn
aller Menschen hilflich Zuthun wohin die wollt, und
verkündet das groß Zeichen jedermänniglich die mit ihr
Gott den Herrn und den heiligen Sct. Sebald größlich
lobten und preißten.
Ein andere ehrbare Frau hett ein Tochter, die
war ob den vierzig Wochen krank und bettriß gelegen,
der auch kein Arzt mit leiblicher Arznei helfen oder
ihren Gesund herwieder bringen mocht. Also ruft die
Mutter mit Innigkeit zu dem heiligen Sct. Sebald
mit Verheißung, so ihr Tochter Gesundheit erlanget,
daß sie Gott zu Lob und dem Heiligen zu Ehren ein
Viertung Wachs zu seinem Grab bringen wollt. Als—
bald wurde ihr Tochter wunderbarlich gesund und
ihrer Schwachheit entlediget, darum sie beede der
Mutter Gelübt vollstreckten und dem heiligen Sct.
Sebald hohen Dank sagten.
Ein Handwerksknecht des Kürschnerhandwerks, als
der auf ein Zeit in seiner Arbeit war, und ein Nadel
in seinem Mund hielt, begab sich, daß er dieselb Nadel
durch ein gähe stark Ansichziehen des Athems bis in
den Hals verschlang, also, daß sich männiglich mehr
seines Sterbens, dann des Lebens vermuthet. Der
eilet auf Rath und Anzeichen etlicher Menschen zu
dem Grab dieß Heiligen, ihn mit Andacht um Gesundheit