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in Ihre Heimath, und wenn Sie heimkommen, erzählen Sie es
überall, was Sie in Nürnberg gesehen und erlebt haben. Wir
haben ein Fest vollendet, das viel herrlicher geworden, als wir
es je erwartet, ja geahnt haben. Es war in der That nur Ein
Gedanke, Ein Gefühl, das Alle beseelte. Als wir Sie einluden,
die Brüder im fernen Norden, wie unsere näher gelegenen Vater—
landsgenossen, da war das unser Einziger Gedanke, unser Ein—
ziger Wunsch, daß es uns gelingen möge, die Einigkeit Deutsch—
lands durch unser Fest neu zu befestigen, und dies unser Hoffen
ist wunderbar Wahrheit geworden. Das, was wir in diesen Ta—
gen erlebten, das war nicht von Menschen gemacht. Wir haben
es deutlich erkannt, es war ein unbewußtes Sehnen Aller, einmal
Ort und Gelegenheit zu finden, wo Sie sich aussprechen und von
Mund zu Mund es sagen konnten, daß Sie eines Volkes Söhne,
einig unter einander sein wollen. Und so ist denn unser Fest in
der That in Deutschlands Geschichte ein Ereigniß. Hier
im Herzen Deutschlands, in der alten Noris, da hat
deutsches Herz deutschem Herzen sich erschlossen und
die Macht des deutschen Liedes war es, die solches er—
möglichte. Bewahren wir es treu, was wir in diesen Tagen
empfunden und begeistert einander geschworen, auf daß gute und
heilsame Frucht geerntet werde von dem Samen, der gesäet ist.
Und jetzt zum Schlusse unseres Festes noch einmal aus voller
Seele und vollem Herzen: „Deutschland, das ganze große Deutsch⸗
land, es lebe hoch!“
So endigte die Feier würdig, wie sie begonnen; würdig und
berufen, im Herzen jedes Deutschen aufs neue die Liebe zum Va⸗
terlande zu beleben und zu bekräftigen, berufen, dem Deutschen
seinen eigenen Werth kennen und sich selbst höher achten zu lernen.
D'rum Deutschland stark in Wort und Lied
Vorwärts mit deiner ganzen Kraft,
Weil d'raus die Thatkraft dir erblüht,
Die Einheit dir und Freiheit schafft.“
Am folgenden Morgen, Mittwoch den 24. Juli, entführte die
meisten Sänger der rastlos dahin eilende Dampfer.
Der auf dem Bahnhofe angebrachte Abs chiedsgruß lautet: