Volltext: Nürnbergs Bedeutung für die politische und kulturgeschichtliche Entwickelung Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert

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besonders unter Ludwig dem Baier, Carl IV., Siegmund, Frie—⸗ 
drich IIII und Maximilian. Ludwig der Baier, welcher im Ge— 
gensatze zu den stets der Aristokratie zugeneigten Habsburgern 
das Bürgerthum und die Demokratie begünstigte, verweilte dort, 
in der Regel bei einem wohlhabenden Bürger einkehrend, öfter 
und länger als in irgend einer andern Reichsstadt und ertheilte 
der Stadt wichtige und fuͤr ihren Handel einflußreiche Privile— 
gien. Die Stadt war ihm daher auch in seinen Kämpfen mit 
Friedrich dem Schönen mit Gut und Blut zur Seite, stellte ihm 
zu denselben eine ansehnliche Heeresabtheilung unter der Anfüh— 
rung des bekannten frommen Schweppermann und erkannte ihn 
trotz des damals noch wirksameren päbstlichen Bannfluches stets 
für ihren rechtmäßigen Kaiser. Nicht minder war Carl IV. der 
Stadt sehr zugethan, nachdem er den im Jahre 1348 daselbst 
ausgebrochenen, weiterhin noch ausführlicher zu erwähnenden 
Aufstand bewältigt und die von den Handwerkern vertriebenen 
alten Geschlechter zurückgeführt hatte. Er hat die Stadt bis zu 
ihrem jetzigen Umfange erweitert, die Frauenkirche erbaut und 
den schönen Brunnen errichtet. Das Wichtigste aber, was von 
ihm dort geschehen, war die Ertheilung der goldenen Bulle. Die 
ersten 23 Kapitel dieses wichtigen Reichsgrundgesetzes sind auf 
dem Reichstage des Jahres 1355 in dem auf dem Ponersberge 
belegenen, damals Grundherrischen Hause zum goldenen Schilde 
verfaßt worden. Diese goldene Bulle enthält die für Nürnberg 
wichtige Bestimmung, daß dort jeder neue König seinen ersten 
Reichstag abhalten solle, was auch bis in die Mitte des sechs— 
zehnten Jahrhunderts in der Regel befolgt worden ist. Dieselbe 
ist andrerseits aber für das Wesen und die Bedeutung der Städte 
im Allgemeinen verhängnißvoll geworden, indem sie durch die 
Herstellung der Geschlossenheit und Untheilbarkeit der churfuͤrst⸗ 
lichen Gebiete und die Erhoͤhung der fürstlichen Gewalt über— 
haupt unverkennbar gegen die damals schon mehr hervortretenden 
demokratischen Bestrebungen gerichtet war. Die seit jener Zeit 
sich immer mehr herausstellende Begünstigung der Fürsten, zum
	        
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