sünfzehntes Kapitel. Su höherer vollendung.
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Fünfzehntes Rapitel.
Zu bhöherer Vollendung.
Zu wiederholten Malen war Kurfürst Friedrich der Weise
in Nürnberg gewesen, zu wiederholten Malen auch dem Meister
Dürer die Ehre seines Besuchs zu teil geworden.
Das erste von demselben gelieferte Altargemälde hatte dem
Empfänger so wohl gefallen, daß er etliche Jahre darauf sich
ein zweites für seine Allerheiligenkirche bestellt hatte.
Zum drittenmal nun — es war im Beginn des Jahres 1504
— war an den Meister von Wittenberg her der Auftrag um
ein Bildwerk zum Schmuck eben derselben Kirche ergangen; und
alsobald hatte sich Dürer an die Arbeit gemacht. Monat auf
Monat war darüber verstrichen — Dürer malte mit der pein⸗
lichsten Sorgfalt und der treuesten Hingebung, also daß auch
das Kleinste und Geringste dieselbe liebevolle Behandlung erfuhr
wie die Hauptfiguren.
Als es ruchbar ward in Nürnberg, daß das große Tafel⸗
gemälde seiner Vollendung nahe, erfuhr der Meister vielerlei
Störung durch Neugierige, welche das Werk in Augenschein zu
nehmen begehrten, denn Pirkheimer sowohl als auch die beiden
Gesellen hatten es in der Stadt verbreitet, Meister Albrecht
habe mit diesem Gemälde sich selbst übertroffen und sei zu einer
neuen Stufe künstlerischer Vollendung hinaufgestiegen.
Die Besucher überzeugten sich denn auch, daß der Lobpreis
nicht übertrieben war.
Das Bild stellte die Anbetung der heiligen drei Könige
dar. Auf der linken Seite sitzt die heilige Jungfrau in licht—
blauem Gewand mit weißem Schleier, das Jesuskind auf dem
Schoß. Auf ihrem Antlitz liegt unendliche Holdseligkeit und