Objekt: Kaspar Hauser

* 
4 
544 
Optimist, der dem Jüngling von vornherein unbedingtes 
Vertrauen schenkte und sich von ihm leicht täuschen ließ. 
Nicht nur war er von Kaspars Sanftmut, Gehorsam, Mild— 
thätigkeit und Dankbarkeit bezaubert, sondern er sprach auch 
rühmend von dessen Aufrichtigkeit und Arbeitslust, während 
wir doch andererseits hören, daß Kaspar wenigstens seit 
Stauhope durch verkehrte Erziehung auf ihn eingewirkt hatte, 
in hohem Grade lügenhaft und faul war. Kaspar war auf 
dem besten Wege, seine Betrügerrolle unbehindert weiter zu 
spielen, wenn nicht ein Mann aus seiner nächsten Umgebung 
ihn weit vorsichtiger und mißtrauischer beobachtet hätte, der 
Gensdarmerielieutenaut Hickel. Er war rastlos an der Ent— 
rätselung Hausers thätig, ohne sich an die Idee von dessen 
badischem Prinzentum zu klammern, und förderte u. a. 1832 
die Vermutung, welche Hauser zum Sohne des Königsheim 
machte, mit Eifer und Geschick. Das baldige Abstehen von 
dieser Vermutung beweist wohl, daß man in Kurzem ihre 
Irrigkeit einsah. Feuerbach schenkte dem befähigten Manne 
großes Vertrauen, muß also für Herrn v. Artin u. a., die 
auch in Hickel einen Mitschuldigen sehen, sich hier gründlich 
blamirt haben. Dafür, daß Hickel im Auftrage der Hinter— 
männer des Verbrechens feindlich gegen Kaspar vorging, 
liegt nicht der leiseste Beweis vor. Dagegen ist es möglich, 
daß Stanhope, der mit ihm und Meyer wegen Kaspar korre— 
spondierte, infolge der von ersterem empfangenen Mitteilungen 
immer kühler gegen Kaspar wurde. Hickel, der den geheimnis— 
vollen Jüngling mit weit kritischeren Blicken betrachtete, als 
die Hauserenthusiasten Feuerbach, Daumer, Tucher und Fuhr— 
mann, mag bald viel verdächtiges wahrgenommen und Stan— 
hope mitgeteilt haben. Der Lord sah immer mehr ein, daß 
er sich von einem schlauen Betrüger hatte hintergehen lassen, 
und begann daher in seinem Interesse für ihn zu erkalten. 
Dies wird aber jedenfalls bei noch vielen anderen der Fall
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.