Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Soziale Fürsorge 
von 1 10o ooo M in Anspruch. Die Bolksspeisungs an st a bt, durch die völlig ver⸗ 
änderten Ernährungsverhältnisse zur Einstellung ihrer Tätigkeit gezwungen, war für uns auch 
kein Abnehmer mehr, sondern machte sich durch das Abstoßen ihrer Vorräte da und dort sogar 
als Konkurrenz bemerkbar. 
Unsere Beziehungen zum Gastwirtsgewerbe lösten sich nach Aufhebung der 
Rationierung bis auf die Berteilung von Süßstoff, Zucker und Eier. Käse konnten die Wirte 
nicht bekommen. Was wir der Gastwirtsvereinigung an freien Waren anboten, begegnete 
keiner Abnahmegeneigtheit, ein Zeichen, daß man uns nicht mehr brauchte, namentlich weil 
man auch in diesen Kreisen genossenschaftliche Handelstätigkeit entfaltete. 
Die Kinder- und Altenversorgung wickelte sich ordnungsmäßig ab, 
ließ aber in den letzten Monaten ebenfalls eine Zurückhaltung der Bezugsberechtigten wahr— 
nehmen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man darin, wenigstens zum Teil, eine Wirkung der 
Preiserhöhung für rationierte Waren erblickt (der Zwiebackpreis stieg von 53 3 auf 1,18 4 
das Paket). In 13 Verteilungen, bei welchen je durchschnittlich 11 710 Kinder und 2850 alte 
Leute zu bedenken waren, kamen 7669 Ztr. Nahrungsmittel im Werte von 1383 542 M zur 
Verwendung. 
Die gemeindlichen Kranken- und Wohlfahrtsanstalten ebenso 
wie die privaten Neilinsti tute pflegten ihren Bedarf durch die „Anstaltsversorgung“, 
eine Abteilung'des städtischen Lebensmittelamtes, aufzugeben. Wo nicht eine schlüsselmäßige 
Zuteilung geboten war, verhielten wir uns nicht engherzig in der Äberlassung von Lebensmitteln, 
die vorzüglich für Krankenversorgung in Betracht kamen. 
Der städtische Verk auf war unter erprobter Führung den größten Teil des 
Jahres hindurch gut beschäftigt. Die Vorbereitungen für die Sonderverteilungen erforderten 
mmer viel Arbéit. Da sich beim Abholen der Waren — es darf ruhig gesagt werden, durch 
Schuld des Publikums — manchmal Mißhelligkeiten ergaben, wurde im Frühjahr noch ein 
Laden gemietet (im städtischen Gebäude Theresienstraße 7), so daß also 4 Verkaufsstellen mit 
einem Personal von 17.Köpfen in Tätigkeit waren, welche zusammen einen Umsatz von 
3412 602,27 M erreichten und beiläufig 820 o00o Personen bedienten. Die Verwertung der aus 
Beschlagnahmungen der Lebensmittelpolizei und Landeswucherabwehrstelle überwiesenen 
Waren erbrachte einen Erlös von 54 232,89 . 
Die Befreiung der Teigwaren, Muͤhlenfabrikate und Bülsenfrüchte vom Kundenzwang 
und die Aufhebung der Seifenbewirtschaftung verminderte die Arbeit der Markenkon— 
trolle. Sie nahm im letzten Monat nur noch 11 weibliche Kräfte in Anspruch, gegen 17 im 
Anfang des Jahres. Es ist manchmal die Frage erörtert worden, ob die Markenkontrolle nicht 
auf Sltichproben beschränkt werden könnte. Die Erfahrungen inbezug auf Mißbrauch und 
Fälschungen — gerade in letzterer Hinsicht geschieht Erstaunliches — ließen jene Frage aber immer 
wieder verneinen. Die Kosten der Markenkontrolle betrugen 86 843 M. Diese Summe geht 
vollständig zu Lasten der Gesellschaft. Früher wurde sie vom städtischen Lebensmittelamt ganz, 
im FJahr 1019 wenigstens noch zu vier Fünfteln ersetzt. Der Verzicht auf die Rückerstattung 
bedeutet bei dem eigenen ungünstigen Geschäftserträgnis ein schweres Opfer. Wie im übrigen 
zwischen der B.E.G. und dem städtischen Lebensmittelamte stets ersprießliches Zusammenarbeiten 
gepflegt wurde, so vollzog sich auch mit der Bayerischen Lebensmittelstelle 
— der Baperischen Landesfettstelle unser Verkehr auf glatte, angenehme 
Weise. 
In den Beziehungen zu den Bank h äusern, deren Kredit wir uns dienstbar machten, 
trat eine Anderung ein. Die schon im dahre 1019 hochgetriebene Anspannung finanzieller 
Kraft stieg im Frühiahr 1920 noch weiter, so daß wir den Gesa m“itkredit auf die Höhe von
	        
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