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der damaligen Zeit von Schwulst und uͤber⸗
triebenem Phrasentum triefende Elaborat, das
Catharina von Greiffenberg auf eine Stufe mit
saͤmtlichen Heiligen stellt, und ihr schon im Leben
eine unloͤsbare Zerzensfreundschaft mit ihrem Sei- ⸗
land zuerkennt, ist insofern fuͤr ihr Leben von
der hoͤchsten Wichtigkeit, als der wuͤrdige Verfasser
sich entschlossen hat, nach vollen zwanzig Seiten
rein religiser Betrachtungen, wobei zahlreiche
zneinander gereihte Bibelspruͤche die Hauptsache 10
bilden, wohl in Ruͤcksicht auf die sonst etwa un⸗
geduldigen „Hohen⸗-⸗Gebluͤtes Nah-⸗Anverwandten“,
einen chronologisch richtig durchgefuͤhrten Lebens⸗
lauf vorzutragen.
Aus dieser Schrift sind fast saͤmtliche Daten 13
aus dem Leben der Dichterin, sogar bis auf die
Stunde zu entnehmen. Alle uͤbrigen, zudem
meist kurzen Angaben, muͤssen hinter ihrer
Glaubwuͤrdigkeit zuruͤckstehen. Daß seit Bouter—
wek verschiedene FSehler in allen Darstellungen 20
mit großer Zartnaͤckigkeit sich festhalten, wurde
schon oben erwaͤhnt.
Wo die Donau ruhigen Laufes in breitem
Strom ihre Wassermassen der Kaiserstadt Wien 25
entgegenwaͤlzt, erheben sich, sanft ansteigend an
den Ufern, liebliche Hoͤhen, von welchen das Auge
in weiter Serne die schneebedeckten Zaͤupter der