Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

P. P. 
Die gegenwärtig teuren und täglich im Preise steigenden Lebensbedürfnüse, 
auch hauptjsächlich Mieten, veranlassen die unterzeichneten Buchdruckergehil'en 
Nürnbergs, an ihre Herren Prinzipale die dringendst notwendige Bitte um Lohn— 
erhöhung von 25 Prozent laut umstehenden von ihnen entworfenen Tarifs zu richten. 
In der Voraussetzung, daß unser Gesuch nicht unberücksichtigt bleiben kann, 
tellen die Unterzeichneten die Bitte an die Herren Buchdruckereibesitzer, nach 
Verlauf von acht Tagen (is 27. Oktober) an eines der auäfgestellten 
Tarifkommissionsmitglieder ihre Erklärung gelangen lassen zu wollen. 
Nürnberg, im Okctober 1871. 
Beuschel, Wörlein, Rühll, 
Campesche Offizin. Bauersche Offizin. Dietzsche Offizin. 
Der Tarifentwurf sah vor: 
Die Bozahlung für Cicero-, Korpus-, Borgis- und Petitkegel pro 1000 n 
11 Kreuzer, Mittel 12 Kreuzer, Kolonel- und Vonpareille-Kegel pro 1000 n 
13 Kreuzer, Perlkegel pro 1000 m 15 Kreuzer. Hierbei wird der bisherige Ge— 
»rauch aufrecht erhalten, daß bis 490 n außer Berechnung bleiben, dagegen 500 sür 
ein volles 1000 in Ansatz kommen. Jedes Stück Durchschuß (Konkordanz usw.) 
zählt für ein n; Vegletten werden nach Konkordanzen ausgeschlagen. Lebende 
Kolumnentitel sind für Foei, tote für eine Zeile zu berechnen. Gespaltener Satz 
wird auf durchgehende Breite berechnet und für drei Konkordanzen (12 Cicero) 
und darunter breites Format) Kreuzer pro 1000 n mehr bezahlt. Soll ein be— 
rechnender Setzer aufräumen, so wird ihm die Stunde mit 12 Kreuzern bezahlt. Das 
gewisse Geld ist auj ein Minimum von wöchentlich 14 Gulden festzusetzen, Maschinen- 
neister und solche Setzer, die bereits iber dem Minimum stehen, müssen verhältnis⸗ 
mäßig aufgebessert werden. Die gewöhnliche Arbeitszeit darf in ihrer weitesten 
Ausdehnung 10 Stunden nicht überschreiten. Von 7 Uhr abends an werden Extra— 
stunden bezahlt. Extrastunden werden bis 10 Uhr nachts mit 18 Kreuzern, nach 
jo Uhr mit 21 Kr., Sonntags mit 24 Kr. bezahlt. Den Setzern im Berechnen 
werden bei normalbezahlten Arbeiten für jede Ueberstunde 6 Kreuzer, nach 10 Uhr 
d Kr. bei Sonntagsarbeit 12 Kr. per Stunde vergäütet. 
Inwieweit den Forderungen der Gehilfen Vechnung getragen, oder ob 
der ganze Tarifentwurf in seiner vorgeschlagenen Fassung und Vominierung 
der Entlohnung von den Prinzipalen angenommen wurde, war nicht festzu— 
stellen, aber es kam infolge der Einführung des neuen Tarifs in einigen 
Druckereien zum Konflikt. Anerkannt hatten den Tarif: Bauer („Nürn-— 
derger Anzeiger“), Tümmel („Fränkischer Kurier“), Häßlein, Himmer, 
Campe, U. E. Sebald und Gg. Dietz; später, nach Konflikt, auch J. L. Stich 
und Kugler. Das Personal der Druckerei des „Correspondent von und 
für Deutschland‘ hat bis auf drei Mann eine Preiserhöhung wie eine 
Arbeitszeitverkürzung nicht für nötig erachtet. Die Druckerei wurde da— 
her für Verbandsmitglieder gesperrt. 
1872. 
Die verhältnismäßig glatte Ein- und Durchführung des vorjährigen 
Tarifs scheint bei den Nürnberger Kollegen eine keineswegs erwünschte 
ind auch nicht beabsichtigte Stimmung ausgelöst zu haben. In dem Ein— 
— für die Versammlung am 16. März im „Cafs Egerer“ 
eißt es: 
3 
4
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.