Aus dem Fränkischen Buchdruckerverband ist aber nichts geworden, denn
im Jahre 18606 wird Erlangen mit 30 Mitgliedern neben Ansbach mit
Weißenburg und Windsheim beim Mittelrheinischen Verband auf—
geführt.
Das Jahr 1866 scheint infolge des preußisch-österreichischen Krieges
allgemein flau gewesen zu sein. An der Gründung des Deutschen Buch—
drücker⸗sVerbandes auf dem vom 20.-22. Mai 1866 in Leipzig stattge—
fundenen „Deutschen Buchdruckertag“ war VRürnberg nicht beteiligt. Die
Verhandlungen auf dem Buchdruckertag und als dessen Vesultat die
Sründung des Deutschen Buchdrucker-Verbandes brauchen hier nicht er—
örtert zu werden. Sie sind am besten nachzulesen in der „Goschichte des
Verbandes der Deutschen Buchdrucker“, verfaht vom „Korrespondent“-
Vedakteur W. Krahl.
Im Jahre 1867 tritt wieder frischeres Leben hervor und der schon
bestens bekannte Kollege Georg Hassel plädiert im Januar im „Kor—
respondent“ für eine „Allgemeine Alters-Versorgungskasse für deutsche
Buͤchdrucker“. Er schlägt Unterstützungssätze von monatlich 10 Gulden für
die erste Klasse und 15 Gulden für die zweite Klasse vor, bei einer Beitrags—
leistung von wöchentlich 8 Kreuzern im 21. Lebensjahre, steigend bis 54106
Kreuzer mit dem 45. Lebensjahre für die erste Klasse, und 12 Kreuzern
wöchentlich im 21. Lebensjahre bis zu 8134 Kreuzern steigend im 45. Lebens⸗
jahre in der zweiten Klasse. Er hoffte dadurch „die mit Vorliebe gehegten
Träumereien in jüngeren Jahren zu verbannen und die Kasse in segens—
reichster praktischer Fülle zum Haupthort des zurzeit meist traurigen Buch⸗
druckerlebens erblühen zu sehen“.
Ein anderer Kollege aus Nürnberg klagt in Nr. 12 des „Korrespon-
dent“ (1867), „daß in Rürnberg nichts die Stille und VRuhe der Kollegen
unterbricht. Es scheine, als ob die preußische Okkupation in unseren alten
Mauern eine Mutlosigkeit hervorgerufen, die sogar eine unserer brennend⸗
sten Fragen in den Hintergrund gedrängt. Das Bestreben zur Bildung
eines Fränkischen Verbandes, worüber bereits Versammlungen abgehalten
und Beschlüsse gefaßt seien, ist wie eine Seifenblase an uns vorüber—
gegangen.“ Es wird dann eine Abrechnung veröffentlicht, nach der u. a.
z0 Gulden Krankenunterstützung, 153 Gulden öInvalidenunterstützung, 207. o8
Bulden Fremdenunterstützung von den Vürnberger Kollegen im Jahre 1866
ausbezahlt wurden. Das Kassenvermögen betrug am 31. Dezember 18606
5512.40 Gulden. Die hohe Ausgabe für Fremden-Unterstützung wird dem
großen Arbeitsmangel zugeschrieben, hervorgerufen durch den Bruderkrieg.
Das Vorgehen der Vürnberger Setzer in diesem Jahre, die alteinge-
wurzelte Sonntagsarbeit abzuschaffen, hatte naturgemäß bei den Verlegern
ceine Gegenliebe gefunden, worauf eine Versammlung abgehalten wurde, in
der sich fämtliche Setzer verpflichteten, für die Durchführung der „ehren—
haft gefaßten Beschlüsse“‘ einzustehen. Eine gemeinsame Erklärung an
fämtliche Prinzipale teilte daraufhin diesen mit, daß das Gesamtpersonal
die Sonntagsarbeit mit Sonntag, 16. Juni 1867, in Rürnberg als geschlossen
betrachte. Während der „Fränkische Kurier“ und der „Nürnberger An—
zeiger“ von der „wohlbegründeten und von humanen Gesichtspunkten nur zu
berechtigten Forderung ihrer Setzer“ ihren Lesern Kenntnis gaben und die
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