Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

dem Streben der VRürnberger Kollegen den besten Erfolg wünscht. (Eine 
gewisse Aufklärung über diesen Zwiespalt dürfte indes der später zum Ab⸗ 
druck gelangende Serichtsverhandlungsbericht geben. Das Schreiben 
lautet: 
Tentral-Vorstand des Gutenberg-Bundes 
zu Berlin. 
An den Hauptverein des GSutenberg-Bundes Vürnberg 
zu Händen der Herren G. Hassel und Andr. Rück. 
Berlin, am Stillenfreitag 1850. 
Gott grüß die Kunst, und ihre braven Jünger. 
Mit wahrer Freude haben wir Euer werthes Schreiben vom März 20. c. ge— 
lesen. Aufs Neue wird es so recht sichtbar, wie das Gute unter Stürmen und 
Hagelschlag, dennoch durch die Güte Gottes, in dem Streben braver Männer, 
lieblich, seegenverheißend emporblüht. Im Vamen des Bundes, dessen hohe Auf⸗— 
gabe es ist, Thränen zu trocknen und von Unrecht und Voth gebeugte Seelen zu 
erheben, sagen wir Euch für Euer redliches Handeln Dank. — Ihr habet auf 
unsere Bekanntmachung hinsichtlich der Legitimations-Prüfung hingewiesen. Es 
ist durchaus nothwendig, Freunde, daß in dieser Angelegenheit mit Ener— 
gie von allen Vereinen verfahren wird; wenn wir von den reisenden Kollegen, welche 
hoch in der Vegel noch junge Menschen sind, nicht verlangen wollten, daß sie dem 
Bunde angehören sollen, so können wir von alten Männern, deren Herz und Ge— 
nüth nicht mehr so empfänglich für neue Unternehmungen ist, gar nichts sagen. 
Sure Prinzipale werden gewiß mit den Prinzipien des Bundes innigst befreundet 
werden, wenn Ihr, wie angedeutet, ihnen das Bundesstatut mit den nöthigen Er— 
klärungen vorlegen werdet. Es muß jedem tüchtigen Buchdrucker am Herzen liegen, 
jene Sorte Kollegen entweder zum Guten zu führen, oder, wenn das nicht gelingt, 
tie zum Kukuk laufen zu lassen. Wir im Bunde arbeiten und sorgen, kämpfen mit 
Verdächtigungen, und müssen so manche bitt're Pille schlucken, und sollen noch am 
Ende gar ruhig dulden, daß Menschen, welche weder Auth noch Willen haben. 
gerecht und human zu handeln, uns ausbeuteln? Nein Brüder, das dürfen wir 
nicht wollen; dagegen müssen Maßregeln ergriffen werden. — Wir sind indessen 
überzeugt, daß Ihr gewiß nach Möglichkeit mit allen Vereinen in Uebereinstimm— 
ung handeln werdet. 
Mit aufrichtiger Achtung erfüllt uns Euer Vorhaben, gleich den Würz- 
burgern ein Bundes-Kassenwesen begründen zu wollen. Obgleich nun in dem Würz- 
burger Statut manches recht gute enthalten ist, so müssen wir Euch doch ent— 
schieden davon abrathen, hinsichtlich der Kassenbedingungen, ein ähnliches 
Manöver zu machen. Vamentlich muß die Invalidenkasse auf einen in einer 
nicht zu kurzen Frist erworbenen Fonds basiert sein. (Siehe Beilage zu 
Nr. J des Gutenberg 1850.) Ferner senden wir noch einige Statuten anderer 
raine anbei mit. Ihr möget dieselben bei Euren Arbeiten nach Bedürfniß be— 
nützen. 
Mit dem herzlichen Glückwunsch, daß Euer Streben mit dem besten Erfolg 
gekrönt werden möge, schließen wir. 
Mit Gruß und Handschlag 
Der Sentral-Vorstand des Gutenberg -Bundes 
Karl Fröhlich i. A. 
Am 5. Juni 1850 wurden der „Gutenberg-Bund“, das Zentralkomitee 
und der Berliner Lokalverein und die mit ihnen in Verbindung stehenden 
Vereine geschlossen. Hieran knüpften sich selbstverständlich die unausbleib— 
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