deitung aller einschlägigen Geschäfte ein Ausschuß erwählt, und auf ausdrücklichen
Wunsch der Mitglieder die Nachbarstädte wie überhaupt der ganze Kreis Mittel⸗
ind Oberfranken zum Beitritt eingeladen. Dieser erfolgte und mit VReujahr 1850
zählte der Verein 115 Mitglieder, konstituierte sich unter dem Namen Gutenberg⸗
Hauptverein für Mittel- und Oberfranken und reihte sich somit der großen Kette
an. Mir wurde die Ehre zuteil, als Vorsitzender des Ausschusses gewählt zu
verden. Ich tat, was meine Pflicht als solcher erheischte. Das provisorische
Bundesstatut wurde als solches bis zur Anfertigung eines neuen für unsere Ver—
hältnisse und Bedürfnisse passenden, soweit es die gegenseitigen Unterstützungen
betraf, angenommen, in den anderen Einrichtungen aber als für die Nürnberger
Buchdrucker unausführbar verworfen. Die Kopfsteuer zur Deckung der laufen—
den Ausgaben wurde daher eingezogen, und nachträglich abgeschicht. Das war
aber auch alles. Während Unterfranken längst schon ein Statut in Verbindung
mit den Prinzipalen zur Annahme gebracht hatte, das lich der Unterstützung und
und des Beifalles der kgl. Regierung erfreute, während München und Regens—
burg eine korporative Vereinigung bewerdhcltelligt und ihre Statuten dem kögl.
Ministerium zur Sanktion unterbreitet hatten, konnten in unserem Kreise einige
Prinzipale es nicht über sich gewinnen, ihr lautgewordenes Mißtrauen gegen den
ganzen Bund und seine öInstitutionen zu verhehlen, zu dessen Beseitigung jenes
Schreiben bei Gelegenheit der Lokalstatutenvorlage erlassen wurde, welches ich auf
den Gerichtstisch niederlegte. Meine Stellung wurde immer schwieriger und meine
Aufgabe täglich unlösbarer. Allein nicht der Mann dazu, das, was ich als recht
und gut erkannt hatte, leichten Kaufes aufzugeben, verdoppelte ich meine An—
strengungen. Ich erkannte, daß der große Sweck der Assoziation: Herstellung
einer allgemeinen deutschen Buchdruckerordnung, für jetzt als verfehlt erscheinen
mußte und suchte zu retten, was zu retten war. Der leitende Gedanke, der von
jetzt an allen unseren Schritten zur Balis diente, war: Vegelung und Verschmelz-
ung unseres Kassenwesens durch ganz Bauern und Verabfassung eines Entwurfes
zu zeitgemäßer Umgestaltung und Ordnung unseres Gewerbes, der dann Jämt-
iichen bagerischen Buchdruckern zur Begutachtung und Annahme vorzulegen wäre
und namens dieser der kgl. Sanktion unterbreitet werden müßte. Zu diesem Be—
hufe sagten wir uns noch vor Erlaß des Vereinsgesetzes vom Gutenberg-Bunde
nsoweit los, als nicht eine Verbindung mit demselben wegen Freizügigkeit und
Segenseitigkeit in Kassenangelegenheiten bedingt war und ordneten uns dem
Hauptvereine München unter, unterließen aber die Anzeige an den Sentral—
borstand, weil wir, ohnedies noch ohne Statuten, da das provisorische Bundes—
statut schon früher von uns verworfen war, erst Antwort von München erwarteten,
an das nach den von mir auf den Gerichtstisch niedergelegten Belegen mehrmals
geschrieben war. Ein zweites Schreiben, an den Aünchener Ausschuß gerichtet,
ging sofort ab. Voch ehe eine Antwort erfolgte, wurde das Vereinsgesetz publi—
ziert. Der langen Vesjultatlosigkeit unserer bisherigen Schritte wegen, infolge—
dessen der nachdrücklichen Unterstützung unserer Mandanten ungewiß, erübrigte
dem Ausschusse nur, zurückzutreten, was in einer sofort abgehaltenen General—
dersammlung geschah. Dieser Rücktritt wurde dann auch genehmigt, allein uns
aufgegeben, die laufenden Geschäfte in betreff der Auflösung mit den Sweig—
oereinen zu besorgen und ein Sirkulär zu erlassen, in welchem zur Bildung einer
neuen Gesellschaft unter dem Namen „CTupographia“ aufgefordert werden sollte,
die sich jedoch nicht eher zu konstituieren hätte, bis von München Antwort einge—
troffen sei. Der Verein war somit tatsächlich ausgehoben und somit auch die
amtliche Wirksamkeit des Vorstandes selbst, lediglich durch die Natur der Sache
gezwungen, ließ ich nur die schon früher abgefaßten Schreiben noch abgehen und
hielt Abrechnung mit den Sweigvereinen, nach deren Abführung endlich das
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