Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

same Vergnügungen veranstaltet, an sich nur erlaubte Mittel, die Sicher— 
tellung der materiellen Lage lollte durch Verträge und Bildung ge— 
meinsamer Korporationen mit der Prinzipalität geregelt werden, wie sie in den 
schon erwähnten Staaten zustande gekommen sind und noch existieren. Schon die 
'm Bundesstatut vorgezeichnete Art und Weise der VRegelung der Arbeitsver— 
hältnisse, des Lehrlingswesens usw. beweist, daß der Gutenberg-Bund nicht daran 
dachte, die Gehilfenschaft zu einseitigen Zwangsmaßregein gegen die Prinzipalität 
zu veranlassen oder die selbständige Verfügung irgend Jemandes über sein 
Eigentum zu beschränken. Der Bund wollte vielmehr durch die Vereinigung der 
Prinzipale und Gehilfen die Interessen beider Teile alliieren und die seit der Auf— 
hebung des Postulates gestörte Eintracht derselben wieder herstellen. Dies ist die 
Summe aller Bestrebungen des Gutenberg-Bundes. Niemand kann ihn heimlicher 
Tendenzen zeihen und nochmals erwähne ich den einen beherzigenswerten Punkt, 
daß das Bundesstatut ausdrücklich festsetzt, daß der Bund sich jeder Einmischung 
in politische oder öffentliche Verhältnisse zu enthalten habe. Die zahlreichen 
richterlichen Untersuchungen haben erwiesen, daß er diese Bestimmung nirgends 
oerletzt hat, denn wo man ihn auch anklagte, ist nach Durchführung der Vor— 
antersuchung entweder sofort auf Einstellung des Strafverfahrens erkannt und 
folgenweise auch die polizeiliche Suspension des Bundes wieder aufgehoben 
vorden oder bei etwa beschlossener Verweisung zur richterlichen Aburteilung eine 
richterliche Freisprechung erfolgt. 
Was nun die Stellung und die Ceilnahme Rürnbergs an den angeführten 
Bestrebungen betrifft, so dürfte folgendes hervorzuheben sein: War irgendwo ein 
fruchtbarer empfänglicher Boden für zeitgemäße Verbesserungen in unseren inneren 
Verhältnissen, so war es hier und in der ganzen Umgegend. Alle die ange— 
deuteten Uebelstände waren hier in so hohem Grade vorherrschend, daß mit einer 
gründlichen Abhilfe und Einführung weiser zeitgemäßer Einrichtungen nicht länger 
gezögert werden durfte, wenn nicht Prinzipale und Gehilfen dem voraussichtlich 
zewissen Ruin mehr und mehr entgegengeführt werden sollten. Vergeblich suchten 
erinzelne durch Talent und Wissen hervorragende Nänner eine Verständigung durch 
wohlgemeinte Vatschläge herbeizuführen, sie scheiterten an der Engherzigkeit und 
der unbegreiflichen Verblendung Einzelner. Da erschallte der RVuf der Heidel— 
derger elektrisierend und belebend auch in unseren Kreis. Wie durch Zauber— 
schlag waren die heterogensten Ansichten und Wünsche, das Chaos unbestimmter 
Hoffnungen und Bestrebungen einem gemeinsamen Siele entgegengeführt und in 
Harmonie mit den wirklichen Bedürfnissen gebracht. Der Jubel, das freudige 
Jauchzen der Menge über die nahende Morgenröte einer besseren Zeit übertönte laut 
und mächtig alle Sonderinteressen und das in der Geschichte der Buchdruckerkunst 
seit langem nicht gebotene Schauspiel eröffnete sich überraschend dem ruhigen Be— 
obachter, daß selbst die erbittertsten Gegner sich versöhnend die Hand reichten, um 
rüstig an dem zu beginnenden Baue mitzuwirken. Die Mainzer Versammlung 
aahte heran. Es vereinigten sich daher sämtliche Buchdrucker des Kreises in 
einer hier abgehaltenen Zusammenkunft, um die gegenseitigen Interessen zu er— 
oͤrtern, infolgedessen ein Mandat für den nach Mainz zu sendenden Deputierten 
erlassen wurde. Herr Faktor Behr wurde mit dieser Mission betraut und auf 
ausdrücklichen Wunsch auf Kosten der Prinzipale nahm derselbe die Sendung an. 
Mit spannender Erwartung und fieberhafter Ungeduld richteten sich alle Augen 
auf die Ergebnisse dieser Nationalbuchdruckerversammlung. Als sie endlich er— 
schienen, als man sich über das Inslebentreten derselben schlüssig machen mußte, er— 
kannte man rasch die Unausführbarkeit einzelner Beschlüsse. Sie hatten jedoch das 
zlückliche VResultat, daß zwischen Prinzipalen und Gehilfen eine Verständigung 
angebahnt und eine Lösung der Fragen bezüglich des Tarifes., der Arbeitszeit und 
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