Volltext: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

suchungen bei Vorständen von Vereinen, trotz der vielfachen Anklagen nirgends 
eine Verurteilung erfolgte, derselbe immer siegreich aus allen Anfechtungen hervor⸗ 
ging. Der Bund ist eine feste Grundlage und ein kräftiger Hebel unseres geistigen 
und materiellen Wohles. Die besten unserer Kollegen hingen und hangen mit 
warmer diebe und nicht zu ermüdendem Eifer, ein Teil mit glühender Begeister⸗ 
ung an dieser mühevollen Schöpfung, deren leitender Grundsatz die Lehre des 
Evangeliums ist Ciebe Deinen Vächsten wie Dich selbst. öIst es nicht 
bezeichnend genug, daß, während ein Teil der Prinzipale, der Behörden und der 
konservativen Partei ihn politischer Umtriebe verdächtigt hielt, und kommunistischer 
Tendenzen bezichtigte, ihm die entgegengesetzten Kreise Jein gänzliches Zurück— 
ziehen von den öffentlichen Cagesfragen und seine gänzliche Absonderung von den 
Arbeitervereinen zum Vorwurfe machten? Ja unter den sogenannten Radikalen, 
den Ultras der Demokratie, die, wie sich eben Extreme berühren, den Absolutijsten 
viel näher stehen, als der Partei, der sie sich dem Namen nach zuzählen, ging man 
soweit, den Bund als eine aristo kratijche önstitution zu verdammen. Sein 
ganzes Wesen machte es zur unumstößzlichen Notwendigkeit, daß eine organische 
Sliederung mit wechselnder Zentralstelle geschaffen wurde, wenn er Bestand haben 
sollte. Man hat Befürchtungen gehegt, der Bund oder einzelne Mitglieder des— 
selben könnten weiter gehen, als es bestehende Gesetze und Verordnungen zuließen 
und hob ihn in einzelnen Staaten auf. Dennoch erfreut sich derselbe fast in ganz 
Norddeutschland, in ganz Thüringen und Würktemberg einer ungestörten Blüte, 
ja in so heilbringender Weise, daß einzelne Ministerien, wie erst in neuester Zeit 
das Württemberger, dessen önstitutionen anderen Gewerben als Auster zur Vach— 
ahmung anerkennend und belobend empfohlen haben. Aus seinen ganzen Satzungen 
geht zur Genüge hervor, daß der Bund nicht mit bestehenden Staatseinrichtungen 
in Konflikt kommen kann, indem er dem Bereich der Politik statutengemäß ent— 
rückt ist. Sein Organismus gestattet nicht einmal die MNöglichkeit oder einen 
scheinbaren Grund zu solcher Annahme, da er sich nur mit Fragen innerhalb des 
Sewerbes, also mit gesetzlich erlaubten Gegenständen beschäftigt hat und be⸗ 
schäftigen kann. Ein Verbot desselben seiner Tendenzen halber müßte, konsequent 
durchgeführt, das aller übrigen Vereine, der Aerzte, der Apotheker, der Anwälte, 
des Kanzleipersonals usw. zur Folge haben, die einen hervorragenden Grundsatz 
unserer Einrichtungen längst bei sich aufgenommen und durchgeführt haben. Fragt 
man aber: Was ist sein eigentlicher Sweck, so ist es einfsach der: Hebung des 
geistigen und materiellen Wohlesseiner GSlieder. Die Mittel, 
durch welche er dieses Fiel zu erreichen sucht, reduzieren sich auf drei: 
JBegründung von Unterstützungska)]] en für seine Mitglieder, 
2. Hebung der Kollegialität sund der Bildung sjeiner gegen— 
wärtigen und künftigen Genossen und 
3. Sicherstellung der materiellen Lage. 
Die Unterstützungs kasjjen, welche in Viatikumslassen für Veisende, 
Kranken- und Sterbekassen, Inbalidenkasfen und Witwen- und Waisen- 
kassen zerfallen, bilden den Hauptbestandteil. Sie haben teils jchon bestanden und 
vurden zeitgemäß verbessert, teils wurden sie neugeschaffen. Sie erstrecken sich, 
wo sie bundesgemäß existieren, auf fast alle Verhältnisse des Lebens, welche einen 
Menschen in hilfsbedürftige Lage versetzen können und sie beschränken großenteils 
ihre Hilfsleistungen nicht auf den einzelnen Ort, für den lie speziell begründet und 
bestimmt sind, sondern sie dehnen diefelben durch das Vecht der Freizügigkeit und 
Segenseitigkeit, welches sie ihren Mitgliedern gewähren, über den größeren Teil 
unseres deutschen Vaterlandes aus, was für die in unstetem Wanderleben sich be— 
findenden Kollegen von höchster Wichtigkeit ist. — Zur Hebung der Kolle— 
gialität wurden Bibliotheken errichtet. gesellige Zusammenkünfte und gemein— 
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