Volltext: Albrecht Dürers schriftliches Vermächtnis

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Item es ist nit müglich, daß du ein schön Bild van einem 
Menschen allein kannst abmachen. Dann es lebt alls kein schon 
Mensch auf Erd, er möcht allweg noch schöner sein. Es lebt auch 
kein Mensch auf Erd, der sagen noch anzeigen kann, wie die 
schönest Gestalt des Menschen möcht sein. Niemands weiß das 
dann Gott, die Schon) zu urtheilen. Dovon ist zu rotschlagen?), 
noch Geschicklichkeit muß man sie in ein idlich Ding bringen. Dann 
vir sehen in etlichen Dingen ein Ding fur schons) an, in eim 
anderen wär es nit schon. Unterschiedliche Dinge, die beede schon?) 
0 sind, sind nit leichtlich zu erkennen. welches schoner sei. 
Die Maß, die ich für will geben, die will ich nit fast loben, 
sag auch nit, daß die bösest Meinung sei. Dann in sölchen Dingen 
ist allweg zu gedenken“), welchs das Besser sei. Aber durch die 
Weg, die ich fürleg, mag ein Bessers erfunden werden. Ihr viel 
iß loben geren, das ihn allein wolgefällt. Die irren sich. Der Nutz 
ist ein Theil der Schönheit. Dorum was unnütz am Menschen 
ist, das ist nit schön. Vor überfluß ist sich zu hüten. Die Ver— 
gleichung der Dinag, eins gen dem anderen ist schön. 
b) Von der Gliedmoß des Menschen. 
Vitrufius der alt Baumeister, den die RKömer zu großem Gbäu 
braucht haben, spricht: Wer do bauen woll, der soll sich verrichten 
auf der Geschicklichkeit des Menschen, wann aus ihm würd funden 
gar verborgne Heimlichkeit der Moß. Und dorum so will ich, eh 
ich sag vom Gbäu, erzählen, wie ein wolgestaltter Mensch mag 
sein, dornoch ein Weibsbild, ein Kind und ein Roß. Auf solich 
Weg magst on beiläuftig all Ding messen. 
Und dorum hor zum ersten, was do spricht Fittrufius von 
der menschlichen Gliedmaß, die er gelehrt hat von den großen 
Meisteren, Moler und Gießer, die hochberuhmt sind gewest. Die 
30 haben gesprochen, daß der menschlich Leib also sei: daß das An— 
zsicht vom Rinn bis aufhin, do das Hor anfächt, sei der 10. Theil 
des Menschen. Und ein ausgestreckte Hand sei och so lang. Aber 
der Kopf des Menschen sei ein Achttheil, ein étheil von der Höhe 
der Brust bis hinauf, do das Hoor anfächt, und vom Haar bis 
zs zum Kinn in 3 Theil geteilt. im obersten die Stirn, im anderen 
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1 Schönheit. — ) Darüber kann man verschiedener Ansicht sein. — 9 schön — 
Denn in solchen Dingen kann man immoer verschiedener Ansicht sein
	        
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