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Es ist eines der intéeressantesten Capitel der
Oulturgeschichte, das sieh aus der bezüglichen Literatur
abliest, wie es denn für den Volksglauben und die
Literatur jener Zeit gewiss bezeichnend ist, dass da-
mals bedeutende Assstronomen den kaiserlichen Auftrag
erhielten, eine wissenschaftliche Beschreibung dieser
und jener Himmelserscheinung abzufassen, damit den
Debertreibungen und abenteuerlichen Auslegungen ein
Zãel gesetat werde. Interessant ist es weiter auch in
diesem Zweige der Literatur eine Mode anzutreffen,
denn während das sechzehnte Jahrhundert sein Haupt-
augenmerk den Veränderungen der Sonne und des
Mondes zuwendet, ignoriert das Siebzehnte solche Er—
scheinungen und hält sien an die Cometen.
Leider muss ich mir versagen aus meinem reichen
Materiale zur Geschichte der naturhistorischen Ereig-
aisse in Wien, hier weitere Mitteilungen zu machen,
und nur nebensächlich will ich bemerken, dass die
Prscheinung, welche uns Hans Sachs hier in Versen
beschreibt für Wien kKein sensationelles Preignis war;
immerhin aber fand es vom Volke einige Beachtung,
doch dass sich unser Dichter des Stoffes bemächtigte,
konnte nur durch das Erscheinen einer gleichzeitigen
Broschüre veranlasst worden sein.
Ambros Ziegler, ein gelebhrter Wiener Astronom,
beobachtete nämlich diess Himmelserscheinung und gab
seine Bemerkungen unter dem Titel: „Signa et pro—
digia insole et luna, Viennæ Austriæ visa
Anno MDILVII“ heraus. Diese Quelle benützte Hans
Sachs ausschliessliech und vollinhaltlich für seine poe—
tische Beschreibung, warum diese also, wie Haueis