Vorbemerkungen.
Dass die Sprache des Kindes auf das Ohr, das ihr
zu lauschen versteht, oft einen grösseren Zauber aus-
übt und das Herz tiefer ergreift als die geschmack-
vollste Rede eines berufenen Mannes des Wortes, hat
wohl schon jeder, wenn auch vielleicht unbewusst, er-
fahren. Denn schlicht und in rührender Natürlichkeit
lässt der Kindermund jedes Gefühl, jede Bewegung des
Innern zum Ausdruck kommen. Das kindliche Gemüt
kennt noch keine Reflexion; das Leben, das im goldenen
Sonnenscheine vor ihm liegt, repräsentiert ihm den Be-
griff „Zeit“, der noch nicht eingeengt ist in zwingende
Grenzen; Grund und Bedingung, Zweck und notwendige
Folge fordern von ihm noch keine Rechenschaft, Und
wie wir dem Kinde gern lauschen, wenn es uns seine
Märchen erzählt von dem blonden Gretel, das die alte
Hexe im Backofen verbrennt und das Brüderchen er-
löst, vom Marienkinde, Dornröschen oder vom Frieder
und dem Katherlieschen, eben deshalb, weil alles so
Zur Charakteristik des H. Sachs vgl. Duflou, zfdph. XXV, 343 ff.,
5ahr, zfdu. VI 589.
J. Schmidhuber, H. Sachs, ein Lehrer seines Volkes, zfd. öst. Volks-
schulw. 7 (2).
V. Michels, H. Sachs u. die Nürnberger Singschule, Vossische Ztg.
1890, Sonntagsbeil. 26—28.