Volltext: Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert mit stetem Rückblick auf seine Vorzeit

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stände will es aber Niemand difficiler genommen wissen, 
als die Nürnberger selbst, und da haben sie, wenn man 
denn doch einmal ihre Angelegenheiten zum Gegenstande 
öffentlicher Besprechungen wählt, auch Recht. August Le— 
wald hat aus seinen Erinnerungen an seinen Aufenthalt in 
Nürnberg, wo er an dem Interimstheater auf der Schütt 
eine Zeitlang mittelmäßiger Schauspieler und unfruchtbarer 
Theaterdichter gewesen ist, Wasserfarbenbilder geschrieben, 
in welchen Nürnberg vielfältig beklext ist, aber weit eher 
hätte man ihm seine historischen und artistischen Schnitzer 
verziehen, als daß man es seinen blöden Augen hingehen 
ließ, daß dieselben nur die schmutzigen Hemden der braven 
arbeitsamen Rothgießer gesehen. Mit wem ist Herr Le— 
wald damals zusammengekommen und von welchem Stand⸗ 
punkte aus hat er Nürnberg betrachten können? Das sind 
Fragen, die Herr Lewald nicht gerne beantworten wird, 
aber deßhalb hätte er auch bescheidener gegen Nürnberg 
seyn und daran denken sollen, daß ein seidener Schlafrock 
noch nicht zu solchen Vornehmthuereien berechtigt, wie er 
sie gegen eine Stadt leichtsinnigerweise hinwirft, deren Pub— 
likum eine Zeit lang seine Existenz begründet hatte. — 
Nürnberg hat sich indeß gegen weit unschuldigere Beschrei— 
bungen seiner Lebenszustände aufgehalten und dieselben des— 
avouirt, was bei den mit vieler gutmüthiger Laune geschrie— 
benen Genrebildern von Eduard Waldau ein deutlicher Fall 
war. Das Nürnberger Volksleben hat ohnstreitig Grübel 
am besten getroffen aber nicht das jetzige, sondern das zu 
seiner Zeit bestehende, das man jetzt nur noch im Leichen—
	        
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