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stände will es aber Niemand difficiler genommen wissen,
als die Nürnberger selbst, und da haben sie, wenn man
denn doch einmal ihre Angelegenheiten zum Gegenstande
öffentlicher Besprechungen wählt, auch Recht. August Le—
wald hat aus seinen Erinnerungen an seinen Aufenthalt in
Nürnberg, wo er an dem Interimstheater auf der Schütt
eine Zeitlang mittelmäßiger Schauspieler und unfruchtbarer
Theaterdichter gewesen ist, Wasserfarbenbilder geschrieben,
in welchen Nürnberg vielfältig beklext ist, aber weit eher
hätte man ihm seine historischen und artistischen Schnitzer
verziehen, als daß man es seinen blöden Augen hingehen
ließ, daß dieselben nur die schmutzigen Hemden der braven
arbeitsamen Rothgießer gesehen. Mit wem ist Herr Le—
wald damals zusammengekommen und von welchem Stand⸗
punkte aus hat er Nürnberg betrachten können? Das sind
Fragen, die Herr Lewald nicht gerne beantworten wird,
aber deßhalb hätte er auch bescheidener gegen Nürnberg
seyn und daran denken sollen, daß ein seidener Schlafrock
noch nicht zu solchen Vornehmthuereien berechtigt, wie er
sie gegen eine Stadt leichtsinnigerweise hinwirft, deren Pub—
likum eine Zeit lang seine Existenz begründet hatte. —
Nürnberg hat sich indeß gegen weit unschuldigere Beschrei—
bungen seiner Lebenszustände aufgehalten und dieselben des—
avouirt, was bei den mit vieler gutmüthiger Laune geschrie—
benen Genrebildern von Eduard Waldau ein deutlicher Fall
war. Das Nürnberger Volksleben hat ohnstreitig Grübel
am besten getroffen aber nicht das jetzige, sondern das zu
seiner Zeit bestehende, das man jetzt nur noch im Leichen—