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Die Aussicht von den Fenstern des Schlosses ist schon
weiter oben berührt worden, als zu den schönsten gehörend,
die man von Nürnberg und seinen Umgebungen gewinnen
kann. Der kleine Franzose Thiers, der einen so großen
Kriegslärm in die Welt gemacht hat, weilte bei seiner
Durchreise durch Nürnberg im Sommer 1841 mit Vergnü—
gen eine Stunde in diesen Gemächern. Um ungestörter zu
seyn, ließ er sich mit dem Lohnbedienten darin einschließen,
was ihm übrigens vielseitig als Furcht ausgelegt wurde.
2. Das Rathhaus.
Wenn schon die Rathhäuser aller alten Städte der
Inhalt merkwürdiger Geschichtsbeziehungen sind, welche um
so beachtenswerther erscheinen, je inniger diese Städte mit
den historischen Gesammtinteressen der Vergangenheit in
Wechselwirkung standen, so verdienen gewiß die Rathhäuser
ehemaliger freier Reichsstädte, als der Sitz der gesammten
Macht und Herrlichkeit der Republik eine hohe Beachtung.
Das Rathhaus in Nürnberg darf diese Ansprüche in vol—
lem Maße geltend machen; im dreizehnten Jahrhundert
schon stand dasselbe am Tuchgäßchen. Im Jahr 1332 wur⸗
de ein neues Rathhaus gebaut, vollendet 1340. Dieses
zweite Rathhaus, das bis 1522 erweitert und bequemer
gemacht wurde, mochte kaum den dritten Theil des jetzigen
ausmachen, daher kaufte der Magistrat zwei Haͤuser, ließ
sie niederreißen und von 1616 — 1619 die jetzige schöne Fa⸗
cade durch den Baumeister Eustachius Carl Holzschuher auf—