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Egidii et primo oblates sancti videlicet Deocarus et Dec-
tanus inceperunt et praecogitaverunt. Sed Dominus
Conradus rex Romanorum opus bonum inceptum con—
summavit ac perfecit atque cum aliis multis dotavit et
in Abbatiam exaltavit. (Im Jahr des Herrn 1149 wurde
dieses dem heil. Egydius geweihte Kloster erbaut; die heili—
gen Aebte Deokarus und Dektanus haben es begonnen, der
römische König Konrad aber hat das gute Werk vollendet
und mit Vielem bereichert, auch zu einer Abtei erhoben).
Von den Mönchen dieser Abtei wird behauptet, daß sie der
Völlerei und sinnlichen Begierden ergeben, einen scheusli—
chen Lebenswandel geführt hätten. Der letzte Abt hieß Pi—
storius, ein sehr gelehrter Mann, den Luther auch zu schä—
tzen wußte.
Im Jahr 1696 brannte die Kirche bis auf die drei tie—
fer liegenden Seitenkapellen nieder und wurde erst in den
Jahren 1711— 1718 unter der Leitung von Trost in einem
Style wieder aufgebaut, für dessen Schönheit der Geschmack
damaliger Zeit einstehen mag; dennoch muß man ihm (vor—
züglich im Innern) die Gerechtigkeit eines hübschen Pe—
rückenstyls widerfahren lassen.
Die Grundform der Kirche zeigt ein Kreutz; das Aeus—
sere ist, die Fronte etwa ausgenommen, von einer durch—
aus nichtssagenden Einfachheit. An der Fronte stehen zwei
niedere Thürme mit geringfügigen Kuppeldächern, worauf
zwei durchbrochene Kreutze; zu dem einen mit der Schlag—
Uhr hat die Familie Tucher die Mittel hergegeben, weß—
halb auch das Tucher'sche Familienwappen daran in Stein