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mals für wunderwirkend gehalten und ron Zeit zu Zeit
mit großen Ceremonien enthüllt. Der Schädel, in einem sil—
bernen herzförmigen Gefäß, wurde an hohen Festtagen auf
dem Altar aufgestellt. Von 1508 — 1519 wurde diesen Ge—
beinen durch zusammengeschossene Beiträge von Peter Vischer
und seinen Söhnen ein Monument, das Sebaldusgrab,
errichtet, das den 1897 gefertigten, 1506 und 1628 reno—
virten eichenen und silberbelegten Sarg umschließt. Das
Ganze ist 15 Fuß hoch, 8 Fuß 7Zoll lang und 4 Fuß 8 Zoll
breit, wiegt 120Ctr. 14 Pfd. und hat 2402 fl. 6 Heller
21 Pfennige ohne den Sarg gekostet, der auf seinem silber—
nen Belege Vergoldungen und Rauten zeigt, in welchen
regelmäßig abwechselnd der ganze Adler und der getheilte
Adler nebst den sechs Schrägbalken in getriebener Arbeit
sind. Die Menge und Mannichfaltigkeit der Figuren und
Verzierungen an Peter Vischers Werk sind ebenso bewun—
dernswerth wie die Zeichnung und Ausführung der einzel—
nen Gegenstaͤnde, ein überreiches Gepräge der verschieden—
sten Kunstregungen, Eindrücke und Auffassungen mangelt
indeß dem Gebilde eine von selbst klare Verständlichkeit der
Motive. Diese übergroße Fülle von Formen und Gestalten,
die doch nothwendigerweise in Beziehung zu sich und zum
Ganzen stehen sollten, erschwert das Erkennen und Verfol—
gen des Wesens und seiner Bedeutung. Auch eine Einheit
und Uebereinstimmung im Styl ist nicht eingehalten, es
treten zwischen die weichen Rundbogen italienischer Archi—
tektur gothische Spitzbogen und Ornamente. Dem allen
gegenüber ist aber das Sebaldusgrab ein bündig kunstbe