Volltext: Führer durch das Rathaus zu Nürnberg

Steinreliefs auf der Ostwand links und rechts vom 
Chörlein. Links ist Kaiser Ludwig der Bayer 
in seinem vollen Ornat auf dem Throne sitzend ab- 
gebildet, in der rechten das Scepter, in der linken 
den Reichsapfel, die Füfse gestützt auf zwei ruhende 
Löwen, über denen sich zwei Adler erheben. Oben 
ist das Bildwerk durch zwei Engel abgeschlossen, 
welche die Krone über dem Kaiser halten. Es mag 
bemerkt werden, dafs der Bildhauer nach dem Siegel 
eines Privilegs Kaiser Ludwig des Bayern gearbeitet 
hat. Von einer Porträtähnlichkeit kann indessen bei der 
grofsen Unbeholfenheit der Arbeit in keiner Weise 
die Rede sein. 
Beide Darstellungen zeigen, worauf man die Gröfse 
der Stadt beruhend dachte. Es war der Handel, dem 
sie alles dankte, Reichtum, Ansehen, Macht, das Ge- 
deihen der Gewerbe und das Emporblühen der Wissen- 
schaften und Künste. Keineswegs allein in seiner 
Eigenschaft als Reichsoberhaupt hat hier Ludwig der 
Bayer eine Stelle gefunden, sondern viel eher noch 
als Förderer und Schützer der Stadt und ihres weit- 
verzweigten Handels, zu dessen Ausbreitung er am 
ı2. September 1332 ein höchst wichtiges Privileg er- 
lassen hatte, dessen Siegel vielleicht für die Abbildung 
als Vorbild gedient hat. 
Das zweite Bildwerk — Norimberga und 
Brabantia — soll die wichtigen Handelsbeziehungen 
zwischen Nürnberg und Brabant vergegenwärtigen. 
Zur Erklärung des dargestellten Vorganges möge be- 
merkt werden, dafs noch bis zum Ende der Reichs- 
freiheit der Stadt (1806) alljährlich ein Kanzleibote von 
Nürnberg nach Brüssel und Lüttich entsendet wurde, 
der ein grofses Schwert, einen bleichgelben, ledernen 
Gürtel, ein Päckchen mit Nähnadeln. sechserlei Art 
und einen Goldgulden zu überbringen hatte. Durch 
dieses Reichnis war die Handels- und Zollfreiheit, die 
zwischen Nürnberg und den Niederlanden bestand, 
aufs neue gewährleistet.
	        
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