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mit feiner Brofjchlire: „Die Spielwaren-Hausinduftrie des
Meininger Oberlandes“ getreten*). € läge nun nahe, die
vorliegende Arbeit, die fich mit der Spielwareninduftrie von
Yürnberg und jeiner Umgegend bejchäftigen foll, an die
Arbeiten von Sar und Stillich anzukniüpfen, indeffen wird
man nach furzer Üeberlegung zu dem Schluß genötigt, daß
eine Joldhe Anfnüpfung nicht möglich ift. Der Grund diejer
Unmöglichteit liegt in der großen Verfchiedenheit der Nürn-
berger und der Thüringer Induftrie, einer Verfchiedenheit,
die fich aus dem Charakter der beiden Gebiete ergibt. Das
Mieininger Oberland, ein {wer zugängliche und wenig
vonı Verkehr berührtes Bergland mit großen Wäldern, da-
gegen Nürnberg und feine Umgegend flach, Leicht erreich-
bar, an einer alten Straße des Welthandel8, und infolge
leiftungs$fähiger Eijenbahnlinien ein Verkehrsmittelpunkt, von
dem Menjchen und Güter mit Leichtigkeit in alle Teile der
Welt ausftrömen Fönnen. Das Meininger Oberland bis
vor drei Jahrhunderten rein agrarifch, erft allmählich, auf
Anregung von außen him eine Induftrie entwickelnd und
zwar eine Induftrie, die zum guten Teil auf wenig quali-
fizierter Arbeit beruht; Nürnberg dagegen ein alter Siß
veger gewerblicher Thätigkeit und Hoher Kunftfertigkeit, Im
Meininger Oberland neben der Spielwareninduftrie nur die
Induftrie der Steine und Erden, dagegen in Nürnberg und
Unmgegend eine erftaunliche Mannigfaltigfeit der Induftrie,
10 Daß ein etwaiger Arbeiterüberfchuß der Spielwareninduftrie
leicht anderweitige Beldhäftigung findet; und während das
Meininger Oberland vom Verkehr abgefchloffen i{t und jeine
Bevölferung deshalb jeder ungünftigen Konjunktur Stand
halten muß, um fo mehr al8 fie 3. X. durch einen gänzlich
') Dal. jebt auch: Ernft aufch, Die Sonneberger Spielwvaren-
indujtrie, Berlin 1901. Siemenroth und Trofchel,