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vergleichen möchte. Ließ es sich doch an, als ob der päpstliche
Kammerherr plötzlich den ganzen Lutherischen Brand in ein un—
schuldig Herdfeuer gedämpft habe, das der Wärme des religi—
ösen Gefühls gleich heilsam und notwendig war. Wie viel gab
doch Luther nach und wie schnell wußte der Sanguiniker Miltitz
nach allen Seiten hin Brücken zu schlagen! Und unterstützte
nicht die durch den Tod des Kaisers Marx geschaffene politische
Nonstellation die Möglichkeit weitester päpstlicher Konzessionen ?
Bei solchen Aussichten mochten sich auch die Nürn—
berger nur zu leicht über den gedämpft, aber nicht
geschwächt unter der sich schon schwärzenden Asche weiter—
glühenden Brand täuschen. Das gändzliche Fehlen eines
Cinckschen Briefes aus jener Zeit erschwert die Entwicke—
lung seiner Haltung sehr. In den letzten Tagen des
Jahres 1518 hatte Wenzel seinem Bruder die Replik des
Sylvester Prierias übersandt,!“?) aber weit gefehlt, daß
Cuther sie mit dem Zorne der Eckschen Obelisken bedacht
hätte. „Auf des Sylvesters Possen zu antworten,“ erwiderte
er, „halte ich für sehr unwürdig: sie sind kindisch und
weibisch und nur Klagen seines Schmerzes.“178) Und gleich
darauf berichtet er über seine sehr freundschaftliche Zu—
sammenkunft mit Miltitz. Zwar kann unmöglich die Rede
Scheurls zur Begrüßung des Ende Februar in Nürnberg
einziehenden Cajetan den Beifall Lincks gefunden haben,“)
aber CLuthers mäßigere Haltung war ganz nach seinem
Sinne. Die erhaltenen Briefe Bernhard Adelmanns an
Pirckheimer lassen eine besonders enge Freundschaft Wenzels
zu diesen beiden Männern gerade in jener Seit erkennen,!“*)
und die Beurteilung, die Cuther in diesem Meinungsaus—
tausch erfährt, entspricht ganz dem späteren Verhalten des
nürnberger Augustiners. So gehen wir wohl nicht fehl,