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Rathhaus.
ist, und die noch vorhandenen Theile des alten gothischen
Hauses auf die Neben- und Hinterseite geschoben sind. Das
alte Rathhaus war von 1332 an bis 1522 allmählich aus
einzelnen Bauten, die entweder aus angekauften Häusern ge—
bildet oder an deren Platz neu errichtet wurden, entstanden,
und von ihm blieb die Südseite übrig, in welcher der große
Rathhaussaal und einige höchst werthvolle und schöne alte
Bautheile an der Hinterseite. Der neue italienische Theil
wurde 1616 zu bauen angefangen unter dem Baumeister
Eustachius Karl Holzschuher, und 1619 beendigt, ohne voll—
endet worden zu sein , denn er sollte ein Viereck bilden und
alle alten Theile verschlingen. Aber der Dreißigjährige Krieg
wehrte dem Unternehmen, und so sind jene alten interessanten
Ueberbleibsel gerettet worden. Die Länge der Fronte des neuen
Theils beträgt 275 Fuß. Die drei Thore daran zieren Do—
rische Säulen, über denen am mittlern die Gerechtigkeit und
Wahrheit, an den Seitenthoren die Vertreter der vier großen
Danielischen Weltherrschaften, Ninus, Cyrus, Alexander und
Cäsar, die Wappen halten. Es sind dies Werke von Leon—
hard Kern. Daß die Herren des Raths für den Staat mit
Aufopferung sorgen sollen, deutet der Pelikan an, der seine
Jungen mit seinem Blute nährt. Im Innern ist das merk—
würdigste der große Saal, welcher die ganze Südseite ein—
nimmt und 130 Fuß lang und 40 Fuß breit ist, und eine
Höhe von zwei Stockwerken hat. Die gewölbte Decke aus
Holz fertigte im Jahre 1613 Hans Wilhelm Behaim, der
auch den schön geschnitzten Kronleuchter lieferte. Die Glas—
malereien in den Fenstern gegen Morgen sind von Veit
Hirschvogel (1521); die Wandgemälde aber auf der nördli—
chen Seite des Saales von Albrecht Dürer selbst oder doch unter