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allgemein ist man der Ansicht, daß die Rüben, welche „fliegen“, die größten
werden. Bei der breitwürfigen Saat ist es, besonders bei Bifängen, gar
—ED Stand der Pflanze, auch nicht einmal
durch das Verziehen, zu erzielen, während man dies bei der Drillkultur
sehr leicht zuwege bringt. Näher als 40 em soll man in den Reihen die
Rüben nicht stehen lassen, da sie sich nur gegenseitig im Wachstum hindern
würden. Bei 2000 qem (50,40 em) Standraum für 1 Rübe berechnen
sich pro ha 60000 Stück. Da im Jahre 1894 im Mittel 1 große Weiß—
rübe ohne Laub 940 g, eine mittlere 460 8g und eine kleine 350 8g hatte,
so ergibt sich bei normalem Stand der Pflanzen unter Außerachtlassung
der Maximalziffer ein Ertrag von 360—-460 Z8tr. per ha. Die Weiß—
rübenernte erfolgt gewöhnlich zwischen dem 20. und 830. Oktober, selten
ainfangs November, da zu dieser Zeit manchmal schon empfindliches Frost⸗
wetter eintrit. Bei Tage werden die Rüben ausgezogen und auf Wägen
an Gruben gefahren, die gleich auf den Feldern angelegt werden und
ca. O,5—0,7 m tief, unten 50 em, oben 60 em breit und 2-5 m lang
sind. Die Blätter der mittleren und großen Rüben werden glatt am
Kopfe gewöhnlich abends zwischen 4 und J Uhr abgeschnitten und dann
ohne Unterschied in die Gruben gebracht, um erst im Frühling behufs
Auswahl der Samenrüben sortiert zu werden, oder man trennt, wenn
zenügend Zeit vorhanden ist, sofort die mittleren von den großen Rüben
und überwintert beide separat. Die unentwickelt gebliebenen Rüben ge—
langen sogleich im Herbst zur Verfütterung, während die großen im Laufe
des Winters aus den Gruben zur Viehernährung genommen werden.
Verhältnismäßig wenige Okonomen fahren die Weißrüben nach Hause,
um denselben dort das Kraut abzunehmen und sie wieder auf das Feld
zur Einwinterung zu bringen. Früher war es Sitte, erst nach dem Abend—
essen und nach der Fütterung des Viehes nochmals auf das Feld zu gehen
und bei Laternenschein zwischen /38 und 10 Uhr die Rüben vom Kraut
zu befreien und „einzusanden“. Anfänglich erhalten die Samen- und
Futterrüben eine leichte Decke von Stroh oder Spargelkraut mit etwas
daraufgeworfener Erde. Tritt stärkerer Frost ein, so wird noch obenauf
Waldstreu oder strohiger Mist gelegt. Die Überwinterung der Rüben fällt
bei diesem Grubensystem, wie leicht erklärlich, nicht immer zufriedenstellend
aus. In milden Wintern nämlich kühlen sich die tieferen Erdschichten
und damit natürlich auch die unteren Teile der Gruben samt den Rüben
nicht genügend ab, es erwacht infolge zu hoher, in den Gruben
herrschender Temperatur zu bald der Wachstumsprozeß in den Pflanzen,
und deshalb treiben diese fingerlange Keime und sind dann für das Aus—
setzen nicht mehr brauchbar. Wollte man aber durch eine schwache Be—
deckung des zu überwinternden Materials eine kräftige Temperatur—
erniedrigung in den Gruben erzielen, so würde in frostreichen Wintern ein