Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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Am 28, April, Morgens Temperatur nach Antipyrin 38,3, Puls 112. Das 
Erythem blasst an den Oberschenkeln etwas ab. Am Rücken zeigt es einen 
Stich ins Bläuliche, — Starke »catarrhalische« Angina. Abends Temperatur 39,8, 
Concil mit Professor v. Strümpell. Derselbe stimmt der Diagnose auf Blutver- 
giftung bei. Mangels anderer Eingangs-Pforten für die Krankheitserreger wird 
die Halsentzündung dafür verantwortlich gemacht. Therapie: Salipyrin. 
Am 29. April, Morgens Temperatur 38,0, Abends Temperatur 38,5. 
Delirien, Kopfweh, Mattigkeit, Das Exanthem blasst überall ab; es ist am 
Rumpf bläulich, sonst am Körper blassröthlich. —— Die Lymphdrüse verkleinert 
sich. — Conjunctivis beider Augen. 
Am 30, April: Ruhige Nacht. Morgens Temperatur 37,4, Abends Tem- 
peratur 37,5. Grosse Müdigkeit. Die Halsentzündung ist weniger intensiv. 
Zunge ist einer Scharlachzunge nicht unähnlich. Das Exanthem ist allerorts 
nellbräunlich. Die Contouren der einzelnen Flecken erscheinen etwas dunkler 
und sind ziemlich scharf abgegrenzt. Auch das Centrum der Flecken ist etwas 
dunkler, 
Am 1. Mai fieberfrei, Puls 100, Appetit und Schlaf gut. 
Vom 7.—14. Mai: Kleienförmige Abschuppung der Flecken, An den Ell- 
bogen, die hervorragend affıziert waren, erfolgt die Abschuppung in kleineren 
Lamellen. Conjunetivitis und Angina sind verschwunden. Doch finden sich am 
15. Mai an der hinteren Rachenwand einzelne rothe Streifen und Granula (chron, 
Pharynyitis), Patientin erholte sich nach vierwöchentlicher Krankheitsdauer 
vollkommen. 
Epikrise: Wir hatten vor uns eine akute fieberhafte Krankheit, welche 
unter wiederholtem Frösteln mit hohem Fieber begann und sofort mit Hals- 
schmerzen und consecutiver Lymphdrüsenentzündung einsetzte. Am 2. Krank- 
heitstag war der Hautausschlag zu constatiren am Rumpf, am 3. Krankheits- 
tag an den Extremitäten und im Gesicht. Der Ausschlag blieb 4 Tage lang 
auf der Höhe, um dann abzublassen, gelblich bräunliche Pigmentirung zu hinter- 
lassen und mit Abschuppung der Haut zu endigen. Hand in Hand mit dem 
Exanthem ging das hohe Fieber, die Pulsfrequenz und die Angina. Mit dem 
Schwinden des Erythems schwand Fieber, Halsentzündung, Drüsenschwellung 
and Nierenreizung. Die Reconvalescenz beginnt in der 3. Woche und geht 
ıach Ablauf der 4. Woche in Heilung über, 
Die Krankheit manifestirte sich ohne Zweifel als eine schwere akute 
Allgemeininfection. Die Frage, woher die Krankheitserreger, welche die 
Intoxation machten, stammten, war nicht so rasch zu beantworten. Da im 
Winter bei der Patientin chronische Koryza vorhanden war, dachte ich zu- 
nächst an Eiterung in der Nase; doch die Nase wurde rein befunden, Sodann 
musste man an allgemeine akute Tuberkulöse denken, da Patientin lange Zeit 
im Winter 1899/1900 hustete und die Physikalische Untersuchung der Lunge 
Dämpfung an der rechten Spitze und abgeschwächtes Athmen ergab. Bei 
der Differenzialdiagnose schwebte mir ein Fall von den durch Leube mit- 
geteilten vor: ein Mann mit allgemeiner Miliartuberkulose war gestorben; die 
Section ergab die Richtigkeit dieser Diagnose, aber ausserdem das Vor- 
nandensein von Septichämie in Folge von Diphtherie des Dünndarms. — 
Auch den von der Patientin geklagten Magendruck musste man in den Bereich 
der diagnostischen Erwägungen ziehen: doch ergab die Anamnese keinen 
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