Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung der Christus-Kirche in Steinbühl-Nürnberg am Sonntag den 23. September 1894

Gast und Fremdling ein Hausgenosse seines himmlischen Vaters und 
hat Anspruch wie auf ewigen Bestand so auf ein ewiges Erbe.“ — 
Das Wort Gottes, das Evangelium Jesu Christi, wird in 
unseren Tagen vielfach gering geachtet. Es erfährt lange nicht die 
Wertschätzung, die es verdient, auch unter Euch nicht. Darum kann 
es seine Kraft und seinen Segen so wenig entfalten. O daß Ihr heute, 
zetrieben von Dank gegen Gott, der diesen CTag Euch erleben ließ, Euch 
entschlösset, es fortan wert zu halten; o daß Ihr es in Zukunft reich⸗ 
lich unter Euch wohnen ließet. In der Christuskirche, die wir jetzt 
weihen, wird auch lauter und rein — ich erwarte es von dem Euch 
berordneten Hirten und Seelsorger nicht anders — verkündigt, o nehmet 
es an mit Sanftmut, bewahrt und bewegt es in einem feinen, guten 
herzen. Bauet euch selbst, jeder die eigene Seele, durch dies Wort. 
hauet damit einer den andern, ihr könnet nichts heilsameres thun. 
Zum Bauen fügt aber auch das Opfern. Das alttestament— 
liche Priestertum, das an Levis Stamm und Aarons Haus geknüpft 
war, es ist verschwunden. Das Christentum kennt kein spezielles, das 
Christentum kennt nur ein allgemeines Priestertum. Jeder Christ ein 
Priester, nicht an sich, wohl aber dann, wenn er sich zu einem solchen 
durch Christi Geist und das Wort Gottes gebaut hat. Jeder gerecht⸗ 
fertigte, jeder wiedergeborene, jeder geheiligte Christ ein 
Priester Gottes. Welche Würde, aber auch welche Aufgabe! Su 
opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum 
Lhristumn. Das Christentum durchgeistigt alles, die Anbetung Gottes 
wie die Opfer. Im Geiste und in der Wahrheit lehrt es seine Be— 
kenner beten, als heilige Priester lehrt es sie geistliche Opfer zu opfern, 
die Gott angenehm; sind durch Jesum Christum. Nicht jedes Opfer 
ist Gott angenehm, wie oft lesen wir in der Schrift, daß der herr 
sagt: Ich mag Euer Opfer nicht. Angenehm sind Gotte nur 
die Opfer, welche von wiedergebornen herzen gebracht werden, in denen 
Sein lieber Sohn eine Gestalt gewonnen hat, die zu Seinem Bilde sich 
haben durch Seinen Geist verklären lassen. Vor Gott nichts gilt 
als Sein eigen Bild. Unter dieser Voraussetzung aber ist Ihm das 
geringste Opfer so angenehm als das größte. Vor Gott liegt aller 
Wert in der Gesinnung. Wohlan denn auch Ihr, auch Ihr, Ihr Christen 
von Steinbühl, Ihr Christen von Nürnberg, bauet Euch als lebendige 
Steine zum Gotteshause und zum heiligen Priestertum zu opfern 
zeistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. 
Fragt nicht lange was solche geistliche Opfer seien. Es ist alles, 
wbomit Ihr dem Herrn und den Brüdern dienet im christlichen Sinn als 
der Ausgeburt eines vom Geiste Gottes erfüllten und getriebenen 
herzens. Geistliche Opfer sind ein geängsteter Geist (Ps. 51, 29), ein 
zerschlagenes Herz, Thaten der Gerechtigkeit, Werke des Glaubens 
und der CLiebe. Das ganze Leben unseres Heilandes auf Erden war 
ein fortgesetztes, geistliches Opfer, in dem er Gotte allen eigenen 
Willen, alles eigene Begehren, ja selbst das Leben darbrachte. Seinem 
Vorbild lasset uns nachahmen und täglich als heilige Priester uns 
Gott darbringen unseren Willen, unsere Selbstsucht, aber auch unser
	        
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