Hauserlyrik.
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Deutschland, hör'! Es saß ein Kind begraben,
Ohne Leben, doch nicht todt,
Nur bei Wasser und bei Brod,
Und nicht kannt' es — seinen Raben
Stets allein im Erdenschoos
Und vergiftet, wuchs es groß,
Stummgemacht, erinn'rungslos!
Hör'! und dem bestohlnen Knaben.
Einem unglücksel'gen Haupt,
Einem heimathlosen Pilger
Haben teuflische Vertilger, —
Einem Zweige frühentlaubt.
Einer kaumerweckten Leiche,
Einem Bettler haben — Reiche,
Daß der Tod sein Antlitz bleiche,
Noch den Tropfen Zeit geraubt!
Völker hört das Gräßlichwahre,
Hört es an in allen Landen!
Dreizehn schaudervolle Jahre
Saß ein armes Kind in Banden!
Und ein Haus mit hohen Säulen
Hat das schreckliche vollendet,
Und der Unschuld seine Eulen—
Blut'ge Mörder, zugesendet!
Kriech' aus deiner Felsenkammer
Kühn hervor, erzürnte Schlange!
Du verstehst ja nicht den Jammer
Und die gramgebleichte Wange! ..
Steinern deine Brust und erzig,
Flieh, o Mensch, Du wuthentbrannter!
Lämmer noch vor Dir — barmherzig
Sind der Schakal und der Vanther!
Berg und Thäler, habt ihr Stimmen
Rächte, sprecht ihr eine Sprache,
Wege, könnt ihr auch ergrimmen,
Ruft zum Mörderhaus die Rache!
Mond und Sternenhimmel, suche,
Die noch jetzt im Tunkel schleichen
Die Beladnen mit dem Fluche,
Mit dem aroßen Kainszeichen!