Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Hauserlyrik. 
1271 
Deutschland, hör'! Es saß ein Kind begraben, 
Ohne Leben, doch nicht todt, 
Nur bei Wasser und bei Brod, 
Und nicht kannt' es — seinen Raben 
Stets allein im Erdenschoos 
Und vergiftet, wuchs es groß, 
Stummgemacht, erinn'rungslos! 
Hör'! und dem bestohlnen Knaben. 
Einem unglücksel'gen Haupt, 
Einem heimathlosen Pilger 
Haben teuflische Vertilger, — 
Einem Zweige frühentlaubt. 
Einer kaumerweckten Leiche, 
Einem Bettler haben — Reiche, 
Daß der Tod sein Antlitz bleiche, 
Noch den Tropfen Zeit geraubt! 
Völker hört das Gräßlichwahre, 
Hört es an in allen Landen! 
Dreizehn schaudervolle Jahre 
Saß ein armes Kind in Banden! 
Und ein Haus mit hohen Säulen 
Hat das schreckliche vollendet, 
Und der Unschuld seine Eulen— 
Blut'ge Mörder, zugesendet! 
Kriech' aus deiner Felsenkammer 
Kühn hervor, erzürnte Schlange! 
Du verstehst ja nicht den Jammer 
Und die gramgebleichte Wange! .. 
Steinern deine Brust und erzig, 
Flieh, o Mensch, Du wuthentbrannter! 
Lämmer noch vor Dir — barmherzig 
Sind der Schakal und der Vanther! 
Berg und Thäler, habt ihr Stimmen 
Rächte, sprecht ihr eine Sprache, 
Wege, könnt ihr auch ergrimmen, 
Ruft zum Mörderhaus die Rache! 
Mond und Sternenhimmel, suche, 
Die noch jetzt im Tunkel schleichen 
Die Beladnen mit dem Fluche, 
Mit dem aroßen Kainszeichen!
	        
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