Soziale Fürsorge
von 1 10o ooo M in Anspruch. Die Bolksspeisungs an st a bt, durch die völlig ver⸗
änderten Ernährungsverhältnisse zur Einstellung ihrer Tätigkeit gezwungen, war für uns auch
kein Abnehmer mehr, sondern machte sich durch das Abstoßen ihrer Vorräte da und dort sogar
als Konkurrenz bemerkbar.
Unsere Beziehungen zum Gastwirtsgewerbe lösten sich nach Aufhebung der
Rationierung bis auf die Berteilung von Süßstoff, Zucker und Eier. Käse konnten die Wirte
nicht bekommen. Was wir der Gastwirtsvereinigung an freien Waren anboten, begegnete
keiner Abnahmegeneigtheit, ein Zeichen, daß man uns nicht mehr brauchte, namentlich weil
man auch in diesen Kreisen genossenschaftliche Handelstätigkeit entfaltete.
Die Kinder- und Altenversorgung wickelte sich ordnungsmäßig ab,
ließ aber in den letzten Monaten ebenfalls eine Zurückhaltung der Bezugsberechtigten wahr—
nehmen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man darin, wenigstens zum Teil, eine Wirkung der
Preiserhöhung für rationierte Waren erblickt (der Zwiebackpreis stieg von 53 3 auf 1,18 4
das Paket). In 13 Verteilungen, bei welchen je durchschnittlich 11 710 Kinder und 2850 alte
Leute zu bedenken waren, kamen 7669 Ztr. Nahrungsmittel im Werte von 1383 542 M zur
Verwendung.
Die gemeindlichen Kranken- und Wohlfahrtsanstalten ebenso
wie die privaten Neilinsti tute pflegten ihren Bedarf durch die „Anstaltsversorgung“,
eine Abteilung'des städtischen Lebensmittelamtes, aufzugeben. Wo nicht eine schlüsselmäßige
Zuteilung geboten war, verhielten wir uns nicht engherzig in der Äberlassung von Lebensmitteln,
die vorzüglich für Krankenversorgung in Betracht kamen.
Der städtische Verk auf war unter erprobter Führung den größten Teil des
Jahres hindurch gut beschäftigt. Die Vorbereitungen für die Sonderverteilungen erforderten
mmer viel Arbéit. Da sich beim Abholen der Waren — es darf ruhig gesagt werden, durch
Schuld des Publikums — manchmal Mißhelligkeiten ergaben, wurde im Frühjahr noch ein
Laden gemietet (im städtischen Gebäude Theresienstraße 7), so daß also 4 Verkaufsstellen mit
einem Personal von 17.Köpfen in Tätigkeit waren, welche zusammen einen Umsatz von
3412 602,27 M erreichten und beiläufig 820 o00o Personen bedienten. Die Verwertung der aus
Beschlagnahmungen der Lebensmittelpolizei und Landeswucherabwehrstelle überwiesenen
Waren erbrachte einen Erlös von 54 232,89 .
Die Befreiung der Teigwaren, Muͤhlenfabrikate und Bülsenfrüchte vom Kundenzwang
und die Aufhebung der Seifenbewirtschaftung verminderte die Arbeit der Markenkon—
trolle. Sie nahm im letzten Monat nur noch 11 weibliche Kräfte in Anspruch, gegen 17 im
Anfang des Jahres. Es ist manchmal die Frage erörtert worden, ob die Markenkontrolle nicht
auf Sltichproben beschränkt werden könnte. Die Erfahrungen inbezug auf Mißbrauch und
Fälschungen — gerade in letzterer Hinsicht geschieht Erstaunliches — ließen jene Frage aber immer
wieder verneinen. Die Kosten der Markenkontrolle betrugen 86 843 M. Diese Summe geht
vollständig zu Lasten der Gesellschaft. Früher wurde sie vom städtischen Lebensmittelamt ganz,
im FJahr 1019 wenigstens noch zu vier Fünfteln ersetzt. Der Verzicht auf die Rückerstattung
bedeutet bei dem eigenen ungünstigen Geschäftserträgnis ein schweres Opfer. Wie im übrigen
zwischen der B.E.G. und dem städtischen Lebensmittelamte stets ersprießliches Zusammenarbeiten
gepflegt wurde, so vollzog sich auch mit der Bayerischen Lebensmittelstelle
— der Baperischen Landesfettstelle unser Verkehr auf glatte, angenehme
Weise.
In den Beziehungen zu den Bank h äusern, deren Kredit wir uns dienstbar machten,
trat eine Anderung ein. Die schon im dahre 1019 hochgetriebene Anspannung finanzieller
Kraft stieg im Frühiahr 1920 noch weiter, so daß wir den Gesa m“itkredit auf die Höhe von