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Römer bis herab zu den häuslichen Kleinigkeiten lässt dies recht wohl be-
greiflich finden. — |
Eine achte Schale befindet sich in dem Berliner Museum, während
eine weitere zu Köln im Jahre 1844 bei Anlegung einer neuen Hänuser-
reihe in der Benesisstrasse in einem Steinsarge auf dem” Haupt eines Ge-
rippes gefunden wurde. Diese Schale, welche König Ludwig 1. von Bayern
von Herrn Altenkirchen für die Summe von 800 Gulden erwarb, befindet
sich jetzt im königlichen Antiquarium zu München im Erdgeschoss der
neuen Pinakothek, I. Saal, Schrank rechter Hand. Dieses Gefäss ist aus
rein weissem Glase, Netz, Inschrift und Körper haben dieselbe Farbe und
ist aus ein und derselben Glasmasse. Es zeigt in lateinischer Sprache die
Worte: BJBE MULTJS ANNJS.
Ein zehntes befindet sich im Schatze von St. Marco in Venedig; ein
weiteres endlich wird im National-Museum zu Pesth aufbewahrt. —
Nachdem ich nun sämtliche Gefässe mit durchbrochener Arbeit, die
uns ein gutes Geschick erhalten, aufgezählt habe, bleiben mir noch einige
Fragen über die Zeit, den Ort der Fabrik und die Technik oder Art und
Weise der Herstellung in Kürze zu beantworten.
Was zunächst die Zeit anbelangt, werde ich nicht irre gehen, wenn
ich die Grenzen zwischen dem ersten und fünften Jahrhundert abstecke.
Die durchbrochenen Gläser kamen unter Kaiser Nero auf und haben
sich bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts erhalten. — In Bezug auf
den Ort der Fabriken kann ich Herrn de Rossi und anderen Forschern
nicht beistimmen. Vergegenwärtigt man sich nämlich sämtliche Stücke in
dieser Arbeit, so fällt zu allererst die Verschiedenheit des Fundortes auf.
Eines befindet sich in Venedig, das Wienergefäss wurde in Slavonien
gefunden, das Pesther bei Szekzard in Ungarn. Auf der anderen Seite der
Alpen kann man sie ähnlich vom Süden nach Norden veıfolgen. Eines ist
aus dem Novaresischen, ein anderes befindet sich zu Turin, mehrere wurden
in der Rheingegend ausgegraben zu Köln, Strassburg und Hohen-Sülzen. —
Alle diese Gefässe befinden sich an Stationspunkten der römischen Armee.
Nichts ist also einfacher, als dass Offiziere sie mitnahmen oder nachgeschickt
erhielten. — Eines mit dem Namen Maximilianus macht dies zur Gewiss-
heit. Dazu kommt noch, dass sich eine Fabrik, die derartige Kunsterzeug-
nisse lieferte, an der Grenze der Barbarei nicht würde gehalten haben.
Der rohe Geschmack der Germanen verlangte etwas Glänzendes, wenn auch
von roher Form, aber sicher nicht Gefässe von der zierlichen Gestalt die
man kennt. — Bei Barbaren also hätten die Fabriken oder richtiger gesagt
die Künstler keinen Absatz gefunden. Will Jemand einwenden, dass man
vom Rheine aus die Gläser näch dem Süden zu Markte brachte, was ich
Niemanden zumuthe, so ist gar nicht abzusehen, warum die Fabrikanten
eine für die damalige Zeit so abgelegene Gegend gewählt haben sollten,
um sich die Zufuhr der Rohmaterialien aus Aegypten und Campanien zu