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Gesundheitswesen und Jugendpflege
3 Diphtherie-, 2 Genickstarre-, 21 Kindbettfieber- 7 Paratyphus-, 6 Ruhr-, 16 Scharlach- und
8 Typhusfällen bestätigte sich der ursprünglich ausgesprochene Verdacht nicht. 7 Scharlach-, 2 Ruhr-,
3 Typhusfälle und 1 Paratyphusfall sind auswärts aufgetreten und nach Nürnberg zur Behandlung
ugewiesen worden, so daß für den Stadtbezirk Nürnberg selbst folgende Erkrankungszahlen zu ver—
eichnen sind: Diphtherie 74, Genickstarre 6, Kindbettfieber 32, Kinderlähmung 3, Krätze 227, Para—
yphus 20, Ruhr 25, Trichinose 1, Typhus 19 Fälle.
Zur Meldung kamen außerdem noch 13 Erkrankungen, die auf den Genuß von angeblich ver—
dorbenen Fleisch-und Wurstwaren erfolgten; es konnte aber in keinem Falle Paratyphus festgestellt
verden. Die Reste der genossenen Lebensmittel wurden jeweils umgehend durch die Zweigstelle der
Bakteriologischen Untersuchungsanstalt Erlangen in Nürnberg, Scheurlstraße 9, untersucht und die
toch vorhandenen Warenbestände bis zum Vorliegen des bakteriologischen Untersuchungsergebnisses
oorsorglich beschlagnahmt. Auch wurde von dem Bzirkstierarzt in allen Fällen in den Geschäften sofort
Nachschau gehalten, die zu Beanstandungen aber keinen Anlaß gab.
In dem zur Meldung gelangten Trichinosefall ließ sich trotz eingehender Erhebungen nicht ein—
wvandfrei feststellen, woher das infizierte Material stammte. Es ist anzunehmen, daß es von einem
Tiere herrührt, das der amtlichen Fleischbeschau entzogen wurde. Der Fall ging in Heilung aus;
wveitere Trichinose-Erkrankungen kamen nicht zur Kenntnis des Amtes.
Als Dauerausscheider wurden im Laufe des Berichtsjahres festgestellt, in amtliche Kontrolle
genommen und mit den notwendigen Anweisungen versehen: 4 Diphtherie-, T Typhus-, 4 Ruhr- und
3 Paratyphus-Bazillenträger. Am Ende des Berichtsjahres standen noch in Kontrolle: 3 Typhus-,
2 Paratyphus- und 1 Ruhr-Bazillenträger. Ein epidemisches Auftreten von übertragbaren Darm—
krankheiten (RKuhr, Typhus, Paratyphus) war nicht zu verzeichnen.
Bakteriologische Untersuchungen auf Grund bezirksärztlichen Antrages wurden bei 194 Per—
onen vorgenommen. Hiervon fallen auf Stuhl- und Urinuntersuchungen 190, auf Untersuchungen
von Rachenabstrichen 4 Fälle; in 19 Fällen war die Untersuchung positiv. Durch eine Ausdehnung
der Umgebungsuntersuchungen auf einen weiteren Personenkreis wird eine Feststellung der Infektions—
aquelle und eine möglichst restlose Erfassung der Bazillenträger zu erreichen versucht.
Während im allgemeinen die Krankheitsziffern gegenüber dem Vorjahre ziemlich gleich blieben,
ist eine erhebliche Abnahme der Kinderkrankheiten, insbesondere der Diphtherie, zu beobachten.
In Kindergärten, Krippen und ähnlichen Anstalten sind in 41 Fällen ansteckende Krankheiten
aufgetreten; Masern in 14, Scharlach in 12, Keuchhusten in 3, Diphtherie in 2, Mumps in 7,
Mikrosporie, Steinblattern und Krätze in je einem Fall. Schließung von Anstalten mußte in 14,
Sperre für Neuaufnahmen in 24 Fällen erfolgen. Auch hier ist gegen das Voriahr ein Rückgang in
der Zahl der ansteckenden Krankheiten zu verzeichnen.
Verletzungen von Personen durch Hunde- und Katzenbiß wurden insgesamt 55 gemeldet. In
14 Fällen ergab die amtsärztliche Untersuchung der Tiere das Freisein von Tollwut, in 11 Fällen
Tollwutverdacht; in 4 Fällen konnte wegen vorzeitiger Tötung der Tiere keine genaue Untersuchung
mehr stattfinden. In Wutschutzbehandlung wurden 8 Personen genommen. In Nürnberg selbst ist
eine Tollwuterkrankung von Menschen nicht festgestellt worden.
Bekämpfung der Tuberkulose. Die Tätigkeit und Inanspruchnahme des Zweckverbandes Nürn—
berg zur Bekämpfung der Tuberkulose, e. V., war auch im abgelaufenen Jahre eine sehr rege.
Der Zweckverband unterhält die Fürsorgestelle für Lungenkranke im Anwesen Endterstraße 18.
Die Sprechstunden dieser Beratungsstelle fanden täglich statt. Die Sprechstunden waren unentgeltlich,
sie wurden von 14949 Personen in Anspruch genommen.
In der Tageserholungsstätte für tuberkulos gefährdete Kinder auf dem Südabhang des An—
pvesens Johannisstraße 1510 wurden 109 Kinder untergebracht und verpflegt.
Zu den für den Zweckverband aufzubringenden Mitteln von 80 000 R-A leistete die Stadt⸗
gemeinde 40 000 R-M; der Rest wurde von den übrigen umlagebeteiligten Mitgliedern aufgebracht.
Im Jahre 10926 sind bei dem Städtischen Gesundheitsamt 731 Anträge auf Verbesserung der
Wohnungsverhältnisse aus gesundheitlichen Gründen eingegangen und von der Fürsorgestelle für
dungenkranke auf ihre Dringlichkeit geprüft worden. Davon wurden 268 Anträge als unabweisbare
Fälle bezeichnet und zur Einreihung in die Sonderliste des Wohnungsamtes bequtachtet und befür—