Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

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Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege 
bon Bettlermarken durch gewerbsmäßige Bettler bedeutet keinen Verlust, denn dadurch werden die 
Mittel der Nothilfe verstärkt, welche wieder wirklich Bedürftigen zugute kommen. 
Tätigkeit. Auf dem Gebiet der Einzelfürsorge hat sich die wirtschaftliche Notlage des ver— 
ilossenen Jahres besonders ausgewirkt, im ganzen sind für Einzelfürsorge 75 000 R-DA ausgegeben 
worden. Hiervon fällt der überwiegende Teil auf Zusatzunterstützungen im Sinne der letzten Aus— 
sführungen, welche meist in Form von Naturalunterstützungen — Lebensmittelpaketen, Kleider- und 
Wäschebeihilfen — gegeben werden. Einen geringeren Umfang hatten die Beihilfen aus Anlaß be— 
onderer Notstände — Erholungsfürsorge, Studienbeihilfen — und die Gewährung von Darlehen. 
Im ganzen wurden hierfür etwa 20 000 RA beansprucht. 
Einen außergewöhnlichen Umfang nahm im Berichtsjahr das Hilfswerk für bedürftige Kon— 
irmanden und Kommunikanten an, welches im Benehmen mit dem Wohlfahrtsamt, der Geistlichkeit 
ind Lehrerschaft und den Schulpflegschaften durchgeführt wurde. 2035 Gesuche wurden eingereicht, 
wovon 1983 ganz oder teilweise genehmigt wurden. Die Gesamtausgabe betrug 69 200 Ro, wodurch 
die Leistungen des Vorjahres um nahezu 60 Prozent überschritten wurden. Im einzelnen wurden 
abgegeben: 737 Mädchenkleider bzw. Stoffe zu Kleidern, 958 Anzüge bzw. Stoffe zu Anzügen, 1545 
Paar Schuhe, Wäsche für Mädchen in 1574, Wäsche für Knaben in 971 Fällen, sowie Sonstiges und 
Barbeihilfen in 1875 Fällen. 
Mit Rücksicht auf die großen Ausgaben der Einzelfürsorge, wozu in diesem Falle auch die Be— 
kleidungsbeihilfe anläßlich der Konfirmation und Kommunion gerechnet werden muß, mußte die 
Förderung von Anstalten und Einrichtungen der privaten Wohlfahrtspflege zurückstehen. Es sind 
war 33 300 RA verteilt worden, davon in bar mehr als 30 000 RA, doch konnten nur 12 Ein— 
richtungen mit Barbeihilfen und 16 Einrichtungen mit Naturalbeihilfen bedacht werden, während im 
Vorjahre 45 Organisationen Barbeihilfen im Gesamtbetrag von 51000 RA und 34 Anstalten 
Naturalbeihilfen im Gesamtbetrag von 12 000 RAA erhielten. 
Es zeigte sich auch in diesem Jahr, daß neben der öffentlichen Fürsorge auf eine Zentralstelle 
privater Organisation nicht verzichtet werden kann, welche Härten innerhalb der öffentlichen Fürsorge 
ausgleicht und in geeigneten Fällen die öffentliche Unterstützung ersetzen kann. Daß diese Funktion 
von den Wohltätigkeitsstiftungen in absehbarer Zeit wieder übernommen wird, ist kaum anzunehmen, 
nachdem die Behandlung der Aufwertungsfrage erwiesen hat, daß das frühere Vermögen der Wohl— 
tätigkeitsstiftungen dadurch nur in einem ganz geringen Umfang wieder hergestellt werden kann. Die 
Nothilfe wird deshalb für die nächste Zeit gerade in der Ausübung der Einzelfürsorge ihre wesent— 
lichste Aufgabe erachten und wird durch geeignete Maßnahmen die Wirksamkeit ihrer Tätigkeit zu 
steigern versuchen. 
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3. Städtische Zufluchtsanstalten für Obdachlose. 
Allgemeines. Vom 1. Juni 1926 ab ist aus Zweckmäßigkeitsgründen das Asyl für männliche 
Obdachlose, Großweidenmühlstraße 37, das Asyl für weibliche Obdachlose am Marxrplatz und die 
herberge für wandernde Handwerksgesellen im Wespennest in die Verwaltung des Städtischen Wohl— 
fahrtsamtes übergegangen. Diese Fürsorgeeinrichtungen unterstehen nunmehr dem Wohlfahrtsreferate 
und der Geschäftsleitung des Wohlfahrtsamtes. Die Umstellung des Asyls für männliche Obdachlose 
n ein Nachtasyl ist am 1. Juni 1926 erfolgt. Die Obdachlosen werden nun in der Zeit vom 1. April 
bis 30. September von 8 Uhr abends bis 1 Uhr nachts und in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März 
von 7 Uhr abends bis 1 Uhr nachts aufgenommen. 
Männliche Obdachlose. Das Asyl für männliche Obdachlose, Großweidenmühlstraße 37, nimmt 
Obdachlose ohne Rücksicht darauf, ob sie Ausweispapiere besitzen oder nicht und ohne Prüfung der 
hilfsbedürftigkeit für eine Nacht auf. Es soll auf diese Weise jedem Menschen die Möglichkeit einer 
Notunterkunft bieten. Die aufgenommenen Obdachlosen werden davon verständigt, daß ihnen am 
aächsten Tage etwa nötige und entsprechende Fürsorge zuteil wird, und zwar für die nach Nürnberg 
Zuständigen entweder im Arbeitsheim, Großweidenmühlstraße 33, oder im Arbeitsbetrieb in Schnieg— 
ling, für die nach auswärts Zuständigen in der Wandererarbeitsstätte. Jeder in das Asyl aufge— 
nommene Obdachlose wird gereinigt, seine Kleider werden einer Desinfektion unterzogen. Er erhält 
eine Abendsuppe mit Brot und morgens Kaffee mit Brot. Im Asyl stehen 48 Betten zur Verfügung.
	        
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