Denkwürdige Vorfälle
Besichtigung der im alten Verkehrsmuseum am Marientorgraben untergebrachten Hygieneausstellung
beendete die Eröffnungsfeier. Diese vom städtischen Gesundheitsamt und Nürnberger Arzten ver—
anstaltete und dem allgemeinen Besuch unentgeltlich geöffnete Ausstellung überraschte durch Anord—
nung und Reichhaltigkeit und nahm, wie der überaus starke Besuch zeigte, das Interesse aller Volks—
kreise in Anspruch. Später soll sie an einem anderen Orte als Dauereinrichtung für Anschauungs- und
Unterrichtszwecke untergebracht werden. Die Ausstellung gliederte sich in folgende Abteilungen:
Wohlfahrt, Bakterien und Bazillen, Schulkind, Zähne und Zahnhygiene, Tuberkulose, Trunksucht und
Beschlechtskrankheiten. Neben diesen Hauptabteilungen waren in der Halle weitere für Gesundheit,
Sport und Körperpflege wissenswerte Ausstellungen untergebracht. Ferner fanden in dem Saal der
Landesgewerbeanstalt an sechs Tagen der Woche Vorträge über nachfolgende Gebiete der Gesundheits—
lehre statt: Säugling, Kleinkind, Schulkind, Mutter, Berufs- und Gewerbekrankheiten, Berufsberatung,
ansteckende Krankheiten, unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechtskrankheiten und Tuberkulose,
Trunksucht und Folgeerscheinungen. Die Vorträge wurden durch Beifilme und Lichtbilder besonders
eindringlich gestaltet. Aus Anlaß der Reichsgesundheitswoche führten dann noch mehrere Lichtspiel—
heater Filme zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, über die Schutzpockenimpfung, den Rettungs—
dienst usw. vor. Die Reichsgesundheitswoche schloß mit großem Erfolge ab, die Hygieneausstellung
vurde von nahezu 100,000 Personen besucht.
3. Mai 1926. Neubau für die Städtischen Schülerwerkstätten West,
Fürther Straße 77a. Der Bau wurde 1926/26 nach den Plänen des städtischen Oberbaurats
Georg Kuch exrichtet. Am 3. Mai fand eine Führung der Vertreter des Stadtrats und der Presse
durch die Räume statt. Oberbürgermeister Dr. Luppe hob in einer kurzen Ansprache die Bedeutung
der Ausbildung der Fortbildungsschüler in den Werkstätten hervor, in denen der Schüler alle in
seinem Fache vorkommenden Arbeiten erlernen könne, auch solche, die ihm vielleicht in seinem Lehr—
etrieb infolge der Spezialisierung der Arbeit nicht beigebracht werden könnten. Diese Ausbildung
erscheine um so notwendiger, als in der heutigen Zeit nur qualifizierte Arbeiter Aussicht auf Fort—
kommen hätten. Man habe auch bereits mit dieser Art Ausbildung gute Erfolge aufzuweisen. Der
Bau an der Ecke der Müllner- und Fürther Straße ist für Mechaniker, Schlosser, Schmiede und
Schreiner bestimmt und hat demselben Zweck zu dienen wie für die Graphiker das Schulhaus an der
Adam-Kraft-Straße und für die Feinmechaniker das Schulhaus am Lorenzerplatz. Die Baukosten sind
auf 586 500 Ro berechnet, wozu noch 150 000 R-A für die Einrichtung der Werkstätten kommen.
5. Mai 1926. Verleihung der Bürgermedaille. Dem Schlossermeister Johann
Friedrich Kielmann wurde anläßlich der Vollendung einer 25jährigen Dienstzeit im Ehrenamte der
Stadt die Bürgermedaille verliehen.
7. Mai 1926 Dreißig Jahreelektrische Straßenbahn. Am 7. Mai 1896, nach—
mittags 3 Uhr, war der elektrische Betrieb der Straßenbahn mit 11 Motorwagen aufgenommen
vorden. Die städtische Straßenbahn konnte also ein Jubiläum feiern, das um so mehr Anlaß zur
Rückschau gab, als die Straßenbahn bisher ihre Festtage stillschweigend vorübergehen hatte lassen.
8. Mai 1926 Einweihung des neuen Klubhauses und der neuen er—
weiterten Platzanlage des Tennisklubs „Noris“, e. V. an der Ostend—
st raße. Der Tennisklub „Noris“ wurde 1897 gegründet und ist der älteste Tennisklub Nürnbergs.
Der Verein verfügt jetzt über sieben erstklassige Tennisplätze.
8. Mai 1926. Große Protestkundgebung gegen die Flaggenverordung
der Reichsregierung. Samstag, den 8. Mai 1926, nachmittags 58 Uhr, fand auf der Insel
Schütt eine vom Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“ zusammen mit den drei republikanischen Parteien
Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum) Nürnbergs einberufene Protestversammlung gegen die
neue Flaggenverordnung statt. Die Versammlung war von schätzungsweise 30,000 Personen besucht
und nahm einen ruhigen, sachlichen Verlauf. Von sämtlichen Rednern, darunter auch Oberpräsident
Otto Hörsing, wurde in schärfster Weise gegen die neue Verordnung Stellung genommen und unver—
zügliche Zurücknahme derselben oder Rücktritt der Regierung Dr. Luther verlangt.
9. Mai bis 20. Juni 1926. Tiroler Kunstausstellung. Die Ausstellung wurde vom
Albrecht-Dürer-Verein in der Norishalle veranstaltet und Sonntag, den 9. Mai, vormittags, in An—