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der 80er Jahre schien sich wieder ein neuer Aufschwung im mittelfränkischen
Tabakbau geltend machen zu wollen, der aber leider zu bald wieder einer
Depression Platz machen mußte.
In der Nürnberg-Fürther Gegend werden zur Zeit 2 Arten Tabak
kultiviert, und zwar ist am meisten, im Süden und Westen dieser Gebiete,
also auf Schwabach, Zirndorf, Roßstall u. s. w. zu, der großblätterige,
gelblichgrün blühende Veilchentabak (Nicotiana rustica L.), auch deutsch-
virginischer oder Bauerntabak genannt, verbreitet, während der rotblühende,
spitzblätterige, echte Virginier, landesüblich auch als deutscher Tabak
(Nicotiana Tabacum L.) bezeichnet, ausschließlich in der Gegend zwischen
Nürnberg, Fürth und Erlangen anzutreffen ist. Die Bewurzelung beider
Spezies ist eine grundlegend perschiedene; der Veilchentabak bildet im
Boden ein ungemein dichtes Netz von langen, feinen Faserwurzeln; dagegen
ist der spitzblätterige, sogenannte deutsche Tabak mit mehreren sehr tief
gehenden Haftwurzeln ausgestattet, an welchen sich wiederum Faserwurzeln
befinden. Beide Tabakarten werden bloß auf tiefgründigem, lehmigen,
in guter Kultur stehenden Sandboden angebaut. Im Noachstehenden soll
qur der Anbau des rotblühenden, spitzblätterigen im Knoblauchsland
und dessen Umgebung zu findenden Tabaks beschrieben werden. Da aber
die Kultur beider Spezies in der Nürnberger Gegend nahezu ganz gleich
ist, so wäre es auch überflüssig, selbe vom Veilchentabak eigens zu berück—
sichtigen. Letzterwähnte Art ist im Anbau und in der ganzen Behandlung
weniger empfindlich, sowie auch etwas ertragreicher als das Spitzblatt,
Eigenschaften, die uns noch keineswegs die Berechtigung geben, weniger
sorgfältig dessen ganze Produktion zu betreiben.
Den schönsten Tabak im Knoblauchsland erzeugt angeblich Groß—
gründlach auf seinen hoch liegenden, lehmig-sandigen Äckern. Wahrschein—
lich wirken dort Boden, Lage und die ganze Behandlung des Tabaks zu—
sammen, den angegebenen guten Ruf von dieser Gemeinde zu begründen.
Der Tabak findet in der zwischen Nürnberg und Erlangen noch üblichen
verbesserten Dreifelderwirtschaft s eine Stelle im Brachschlag neben Kartoffeln,
Kraut, Gemüse, Weißrübsameu u. s. w. Nach Tabak, der alle 6, eventuell
3 Jahre auf das nämliche Feldstück kommt, folgt Winterweizen — in der
Schwabacher Gegend gewöhnlich Gerste — ohne Düngung oder mit wollenen
Lumpen versehen und auf diesen Winterroggen, in der Regel ebenfalls
ohne Nährstoffzufuhr. J
Zur Düngung des Tabakfeldes werden im Winter pro Hektar
gewöhnlich 12-515 Fässer Latrine à 144-18 kl und 27—45 Fuhren
Stallmist à 20 Ztr., im Mittel 36 Fuhren, somit 720 Ztr. aufgefahren.
In der Mehrzahl der Fälle wird jedoch der mit Latrine oder Jauche
überschöpfte Stalldünger erst im Frühling von März ab bis Ende Mai
auf die Tabakfelder gebracht. Mögen nun auch vielleicht die die schweren
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