390
Dreizehnter Abschnitt.
Latrinenwesen.
J. Städtische Grubenentleerung.
Die Vorgeschichte der städtischen Grubenentleerungsanstalt ist ebenso, wie eine genaue
Beschreibung aller Bestandteile dieses Anwesens, auf Seite 415 bis 418 des vorjährigen Ver—
waltungsberichtes enthalten, und es wird deshalb hier darauf Bezug genommen, da sich im
Berichtsjahre gegen das Vorjahr hierin nichts wesentliches geändert hat. Bemerkenswert ist
nur, daß zu dem 1 vorhandenen, 1 weiterer Tonnenwagen zum Abfahren der fosses mobiles
angeschafft wurde.
Auch der Personalstand der Anstalt hat sich gegen das Vorjahr in keiner Weise geändert.
Wie in letzterem waren vorhanden: 1 Verwalter, 1 Offiziant, 1 Hausmeister, 1 Aufseher,
4 Maschinisten für die Dampfmaschinen, 2 Maschinisten für die Handmaschinen, 7 Kutscher,
5 Taglöhner, dann 1 Vorarbeiter mit 4 Taglöhnern für die Nachtarbeit.
Mit der Entleerung der angemeldeten Abortgruben waren die 3 schon im Vorjahr vor—
handenen Dampfmaschinen das ganze Jahr ununterbrochen beschäftigt; zuweilen mußte noch
die Handmaschine in Dienst gestellt werden, damit die zur Entleerung angemeldeten Abort—
zruben in der vorgeschriebenen Zeit auch entleert werden konnten. Durchschnittlich waren
zur Abfuhr der ausgepumpten Fäkalien täglich 12 Fuhrwerke, mit 6 Paar eigenen und 6
Paar Lohnpferden bespannt, notwendig, doch waren die Anmeldungen öfters so zahlreich, daß
mit 15 und 16 Fuhrwerken gefahren werden mußte. Die vierte Dampfmaschine und eine
Handmaschine dienen zum Verladen der Fäkalien, welche mit der Eisenbahn verschickt werden.
Der Betrieb ist folgendermaßen eingerichtet.
Der Hausmeister, der Aufseher und die eigenen Kutscher, welche alle unverheiratet sind
und im Anwesen an der Poppenreutherstraße schlafen, müssen täglich früh 311 Uhr aufstehen,
um die Pferde zu füttern und um 58/ Uhr einzuspannen. Für die Maschinisten und Tag—
löhner, welche in Privathäusern wohnen, beginnt der Dienst im Anwesen früh um 5 Uhr mit
dem Anheizen der Dampfkessel, dem Fassen von Heizmaterial, Schmieren der Wagen u. s. w.
Die Lohnfuhrwerke müssen um 584 Uhr im Anwesen eintreffen; Punkt 6 Uhr rücken sämtliche
Arbeiter und Fuhwerke aus. Nach einer zweistündigen Mittagspause, welche von den eigenen
Fuhrwerken im Anwesen an der Poppenreutherstraße, von den Lohnfuhrwerken in Gasthäusern,
in welchen Gelegenheit zum Füttern der Pferde gegeben ist, von den Maschinisten und Tag—
löhnern in Gasthäusern, welche sich in der Nähe der jeweiligen Arbeitsstelle befinden, gehalten
wird, beginnt der Dienst von Neuem und dauert für die Maschinisten und Taglöhner bis
7 Uhr, für die Kutscher bis zur letzten Abfütterung der Pferde (91 Uhr abends).
Der Hausmeister hat das ganze Anwesen zu überwachen, hat für Ordnung und Reinlich—
keit in den Zimmern, Ställen, Futterböden und im Hofraum, hauptsächlich auch bei der Abgabe
der Fäkalien zu sorgen, die Beträge für die verkauften Fäkalien einzunehmen und in ein Buch
einzutragen und jeden Samstag an die Verwaltung abzuliefern). Außerdem bereitet derselbe
19 Die Gebühren für die vorgenommenen Grubenentleerungen werden bei den Hausbesitzern in der auf
die Entleerung folgenden Woche, die Beträge für die mit Nachnahme versendeten Bahnwagenladungen Fäkalien
Mitte und Ende jeden Monats bei der Kasse der königlichen Hauptgüterexpedition durch Amtsboten eingehoben