Bau- und Grundstückswesen.
V. Bau⸗- und Grundstückswesen.
1. Bauwesen.
a) Hochbauten.
Allgemeines. Die Beschäftigung mit den lange gänzlich vernachlässigten Fragen des
Städtebaues hat die Baufachleute gelehrt, auch beim Einzelbauwerk vor allem auf die größeren
zusammenhänge zu achten, statt es wie früher rein als Objekt für sich zu behandeln. Man
ieht im Einzelbauwerk heute nur das Teilstück des größeren Baugebildes Siedlung oder Stadt.
Deshalb sucht man vor allem zu ergründen, welche ästhetischen, kubischen, wirtschaftlich⸗prak⸗
tischen oder sonstigen Folgerungen aus dieser seiner Gliedfunktion sich im Einzelfall entwickeln,
und trachtet ihnen gerecht zu werden. Das heißt, es sollte so sein, daß nach diesen wieder—
gewonnenen Erkenntnissen auch in der Tat verfahren würde. In Wahrheit liegen die Dinge
ja bedauerlich oft ganz anders, weil die Gefallsucht, Individualitätsdrang und andere Hemm—
aisse die willige Einordnung nicht zulassen. Es versteht sich aber von selbst, daß die Aemter in
dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Sie, die dazu berufen sind, die aus—
einanderstrebenden Einzelwillen in „modellbau“mäßigen Gesamtgebilden zu gewissem Gleich—
lang zusammenzustimmen, dürfen bei der eigenen Arbeit sich um so weniger über die For—
derungen der städtebaulichen Situation hinwegsezen. Sie müssen ihre Planungen nach den
Bedingungen des jeweiligen Gesamtproblems entwickeln und sich diesem in richtiger Form
unterordnen.
Nach solchen Grundsätzen hat das Hochbauamt seine Arbeitsweise im Laufe der letzten
Jahre eingestellt. Künftig wird es noch verstärkten Anlaß haben, nach ihnen zu verfahren.
Denn mit der Festlegung der Hauptzüge des Großbebauungsplanes tritt die Notwendigkeit
hervor, in häufigen Fällen — sei es ohne Verbindung mit einer praktischen städtischen Bau—
aufgabe oder im engen Zusammenhang mit einer solchen — nun die Lösungen im einzelnen
zu suchen. Besondere Beachtung verdienen dabei jene Situationen, bei welchen landschaftliche
oder bauliche Schönheitswerte auf dem Spiele stehen. Das letztere gilt, wie ohne weiteres
Tar, vor allem von unserer Altstadt. Es bleibt immer eine äußerst verantwortungsvolle und
chwierige Aufgabe, in ihr einen größeren Neubau, allenfalls an Stelle altüberkommener Ge—
»äude zu errichten. Aber auch da, wo neuere oder noch ganz unfertige Verhältnisse vorliegen,
erfordert die richtige Planungsweise Einfühlungsvermögen und willen. Dabei erfährt auch
das Arbeitsverfahren als solches eine Aenderung gegen früher; namentlich in den Anfängen
der Planung wird der Zeichenstift mehr und mehr vom Modellierholz verdrängt, das rascher
und sicherer der Einfühlungsabsicht zu folgen vermag.
Man darf nicht glauben, daß es sich bei alledem nur um rein ästhetische Fragen handelt,
die nur von Wenigen als wichtig und belangvoll angesehen werden. Es sprechen auch ganz
andere Gesichtspunkte mit. Schon die Erhaltung der Schönheitswerte unserer Altstadt ist
aicht bloß eine kunstgeschichtliche Angelegenheit, sondern zugleich eine überaus bedeutsame
wirtschaftliche Frage. Beim Ausbau des Stadtgebietes in seinen neuen Teilen haben
wirtschaftliche, verkehrstechnische und ähnliche Gesichtspunkte das allergrößte, oft ausschlag—
gebende Gewicht. Gerade in letzterer Hinsicht, im Verkehr, haben die letzten Jahre auch in
Nürnberg eine gewaltige Zunahme gebracht. Dabei kann mit Sicherheit angenommen werden,
daß sich hier zunächst nur der Anfang noch größerer Entwicklungen abzeichnet. Um so deut—
licher wird an solchem Wachstum die oben gekennzeichnete Notwendigkeit, auch die einzelne
Hochbauaufgabe stets im Blick auf die größeren Zusammenhänge zu bearbeiten. Auf ein Bei—
spiel angewendet, heißt das z. B., beim Bau eines Groß-Garagengebäudes nicht bloß auf
praktische Anordnung und Einteilung an sich, sondern ebenso auf geeignete Verkehrslage,
richtige Verteilung mit gleichartigen Bauten im Stadtgebiet und Aehnliches zu achten. Das