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gewaschen, bis das Wasser nicht mehr milchig abläuft, d. h. keine Stärke-
teilchen mehr mitführt. Die Stärke wird durch Absitzenlassen aus dem
Wasser gewonnen, der zurückbleibende Kleber hat zur Fabrikation von
Makkaroninudeln, Kleberbrod, Klebergraupen, dann beim Zeugdruck — statt
Albumin und Kasein — Verwendung gefunden.
Die erst seit kurzer Zeit in Deutschland eingeführte Fabrikation der
Reisstärke, bei der billige Reissorten und besonders der beim Schälen und
Polieren des „Tafelreises‘‘ abfallende „Bruchreis‘‘ zur Verwendung gelangt,
war gleichfalls auf der Ausstellung vertreten. Die Fabrikation geschieht
beispielsweise in der Art, dass man den Reis zur Lösung des Klebers mit
Natronlauge mazeriert, wäscht, zwischen Walzen zerquetscht und mit Wasser
durch Siebe treibt. Die Kleie bleibt zurück, im Wasser ist der Reis sus:
pendiert. Aus der Natronlauge kann durch Schwefelsäure der Kleber wie
der gefällt werden. Die Reisstärke macht der Weizen- und Kartoffelstärke
in manchen Verwendungen erfolgreiche Konkurrenz und ist die Einbürgerung
dieser Fabrikation in Bayern zu begrüssen.
Ueber die zunächst hier anschliessenden Industrien: Teigwarenfabri
kation, Bäckerei, Konditorei etc, sei — in der Hauptsache nach gütigen
Mitteilungen des Herrn Jurymitgliedes Anton Seidel — Folgendes erwähnt
Teigwaren wurden von 4 Fabriken in guter Qualität ausgestellt. Die
Fabrikation wird mit Maschinen betrieben, zum Teil mit den neuesten
hydraulischen Teigpressen. , Absatz meist in Südbayern und Vorarlberg
Für die Produktion wäre es wünschenswert, dass Teigwaren als Nahrungs:
mittel beim Militär und in grössern Anstalten mehr verwendet würden;
sie sind eine der billigsten und nahrhaftesten Speisen. -—— Absatz in Nachbar-
staaten zu finden, wird schwer sein, da der bayerische Weizen zu weich.
zu kleberarm ist, um vollkommen gute Teigwaren zu liefern und in den
Ländern, die völlig geeigneten Weizen liefern, wie Italien und Oesterreich
derlei Fabriken mit grossem Betriebe existieren.
Die bayerischen Bäckereien und Konditoreien beschäftigten 1875 20744
Personen in 9865 Klein- und 82 Grossbetrieben. Von letzteren hatte
Oberhayern 41 und Mittelfranken 20.
Brod, unser tägliches Nahrungsmittel, wurde sowohl in einer Kollektiv-
ausstellung von 33 Nürnberger Bäckermeistern, als auch von einzelnen
andern Firmen ausgestellt. Von anderen Gegenden her die Ausstellung mit
Brod zu beschicken, war nicht wohl möglich, da dieses weder Transport.
noch Lagerung verträgt und täglich frisch bereitet werden muss.
Die Kollektivausstellung der Bäckermeister hatte im Ausstellungs
garten eine eigene Bäckerei errichtet mit Ofen, Backstube, Mehlraum und
Verkaufslokal unter einem Dach. Unter schattigen Bäumen wurde Kaffee
geschenkt, damit das feine Gebäck sogleich in geeigneter Weise verkostet
werden konnte. Mundbrod und Tafelbrod lieferte diese Bäckerei in die
Restaurationen der Ausstellung.