Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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gewaschen, bis das Wasser nicht mehr milchig abläuft, d. h. keine Stärke- 
teilchen mehr mitführt. Die Stärke wird durch Absitzenlassen aus dem 
Wasser gewonnen, der zurückbleibende Kleber hat zur Fabrikation von 
Makkaroninudeln, Kleberbrod, Klebergraupen, dann beim Zeugdruck — statt 
Albumin und Kasein — Verwendung gefunden. 
Die erst seit kurzer Zeit in Deutschland eingeführte Fabrikation der 
Reisstärke, bei der billige Reissorten und besonders der beim Schälen und 
Polieren des „Tafelreises‘‘ abfallende „Bruchreis‘‘ zur Verwendung gelangt, 
war gleichfalls auf der Ausstellung vertreten. Die Fabrikation geschieht 
beispielsweise in der Art, dass man den Reis zur Lösung des Klebers mit 
Natronlauge mazeriert, wäscht, zwischen Walzen zerquetscht und mit Wasser 
durch Siebe treibt. Die Kleie bleibt zurück, im Wasser ist der Reis sus: 
pendiert. Aus der Natronlauge kann durch Schwefelsäure der Kleber wie 
der gefällt werden. Die Reisstärke macht der Weizen- und Kartoffelstärke 
in manchen Verwendungen erfolgreiche Konkurrenz und ist die Einbürgerung 
dieser Fabrikation in Bayern zu begrüssen. 
Ueber die zunächst hier anschliessenden Industrien: Teigwarenfabri 
kation, Bäckerei, Konditorei etc, sei — in der Hauptsache nach gütigen 
Mitteilungen des Herrn Jurymitgliedes Anton Seidel — Folgendes erwähnt 
Teigwaren wurden von 4 Fabriken in guter Qualität ausgestellt. Die 
Fabrikation wird mit Maschinen betrieben, zum Teil mit den neuesten 
hydraulischen Teigpressen. , Absatz meist in Südbayern und Vorarlberg 
Für die Produktion wäre es wünschenswert, dass Teigwaren als Nahrungs: 
mittel beim Militär und in grössern Anstalten mehr verwendet würden; 
sie sind eine der billigsten und nahrhaftesten Speisen. -—— Absatz in Nachbar- 
staaten zu finden, wird schwer sein, da der bayerische Weizen zu weich. 
zu kleberarm ist, um vollkommen gute Teigwaren zu liefern und in den 
Ländern, die völlig geeigneten Weizen liefern, wie Italien und Oesterreich 
derlei Fabriken mit grossem Betriebe existieren. 
Die bayerischen Bäckereien und Konditoreien beschäftigten 1875 20744 
Personen in 9865 Klein- und 82 Grossbetrieben. Von letzteren hatte 
Oberhayern 41 und Mittelfranken 20. 
Brod, unser tägliches Nahrungsmittel, wurde sowohl in einer Kollektiv- 
ausstellung von 33 Nürnberger Bäckermeistern, als auch von einzelnen 
andern Firmen ausgestellt. Von anderen Gegenden her die Ausstellung mit 
Brod zu beschicken, war nicht wohl möglich, da dieses weder Transport. 
noch Lagerung verträgt und täglich frisch bereitet werden muss. 
Die Kollektivausstellung der Bäckermeister hatte im Ausstellungs 
garten eine eigene Bäckerei errichtet mit Ofen, Backstube, Mehlraum und 
Verkaufslokal unter einem Dach. Unter schattigen Bäumen wurde Kaffee 
geschenkt, damit das feine Gebäck sogleich in geeigneter Weise verkostet 
werden konnte. Mundbrod und Tafelbrod lieferte diese Bäckerei in die 
Restaurationen der Ausstellung.
	        
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