Soziale Fürsorge
Zucker. Seitens der Reichszuckerstelle ist der versorgungsberechtigten Bevölkerung
ohne Gewerbe für den Zeitraum eines Monats eine Kopfmenge von 800 8 Zucker zugemessen
worden. Für die Deckung des Bedarfes der Bäckereien, Konditoreien, Gasthäuser, Apotheken
und anderer Lebensmittelbetriebe diente eine besondere, von der Reichszuckerstelle bemessene
Zulage. In den Monaten duli bis November verursachte die Knappheit an Zucker solche
Schwierigkeiten, daß die Reichszuckerstelle eine Berringerung der Berteilungskopfmenge an—
ordnete. Dank unserer Vorratspolitik brauchten wir uns dieser Anordnung nicht in vollem
Umfange zu unterwerfen. Dagegen konnten wir allerdings aus der einheimischen Erzeugung
die Abgabe von Eink och zu cker, welche in der Obstzeit von den Hausfrauen immer so stürmisch
verlangt wird, nicht leisten. An Ostern und Weihnachten fanden Sonderzuweisungen statt.
Am Berteilungssystem hat sich nichts geändert. Es nahmen in Anspruch die allgemeine Be—
völkerung 79 203 Ztr., Gewerbe und Anstalten 5797 Ztr. die Zwiebackherstellung 313 Ztr., die
Kinderversorgung 843 3tr., zusammen 86 156 Ztr. im Werte von 14500 000 .
Die Preise gingen ununterbrochen in die Höhe. Anfangs des Jahres kostete im
Laden Hutzucker mit Papier 1,03 MA das Pfd. bei Jahresende 3,80 M. Der Hauptgrund für
die Steigerung lag in dem Bestreben der Reichsregierung, den Rübenbau durch Bewilligung
reichlich bemessener Rübenpreise auszudehnen. Im Hinblick auf die ununterbrochene BVer—
teuerung des Zuckers erregte die Ausschüttung üppiger Dividenden verschiedener Raffinerien
heftigen Unwillen bei den Berbrauchern. Der Gesellschaft für Vo lksernährung
tam die Entwicklung der Zuckerpreise rechnerisch sehr zu statten. Der Bevölkerung wurde beim
Übergang vom alten in das neue Zuckerwirtschaftsjahr ein Vorteil von rund 650 ooo M ver⸗
schafft, indem die Gesellschaft für einen vierwöchentlichen Vorrat sich des Preiszuschlages ent⸗
ãußerte, zu dem sie auf Grund der Verordnung der Reichszuckerstelle berechtigt gewesen wäre.
Das durch eine reiche Obsternte wohl begründete Verlangen nach Einmachzucker
kam so stürmisch zum Durchbruch, daß die Reichs- und Landesstellen sich entschlossen, Auslands⸗
zucker zu kaufen und der Bevölkerung zu überlassen. So kamen wir in die Lage, auf den Kopf
50o g (mit Papier) zu 6,10 AM das Pfd. hinauszugeben. NAur ein kleiner Teil der Bezugsberech—
tigten ließ sich durch den hohen Preis abschrecken, den Zucker zu nehmen. Den übrigbleibenden
Rest verwendeten wir, unter Heranziehung von einheimischem Zucker, zu einer Haushaltsver⸗
teilung von 500 g für eine Haushaltung ohne Rüchsicht auf deren Kopfzahl, zum Preis von 446
das Pfd. Im ganzen brauchten wir 5000 Ztr. Auslandszucker im Werte von 3 00 000 M.
Süßstoff. In Anbetracht der herrschenden Knappheit an Zucker war es sehr zu
begrüßen, daß von Süßstoff wesentlich größere Mengen zur Verfügung standen als in früheren
Zeiten. Auf dem Vationierungswege überließen wir der allgemeinen Bevölkerung in 8 Ver—
teilungen 2 950 685 Briefchen von je Ig Inhalt (* 550 g Zucker) im Werte von 1 800 000 M.
Mitte Oktober erhielten wir von der Bayerischen Lebensmittelstelle die Meldung, daß die Reichs⸗
zuckerstelle den Kommunalverbänden den markenfreien Verkauf innerhalb ihrer Bezirke ge⸗
nehmigte. Daraufhin entwickelte sich ein flottes Geschäft, dem dann im Dezember eine Störung
widerfuhr, als bekannt wurde, daß die Zwangsbewirtschaftung für Süßstoff aufgehoben und der
Preis herabgesetzt werden würde. Außerhalb der Rationierung brachten wir von der Haushalt⸗
packung 650 o00 Briefchen im Werte von 650 000 M in den Verkehr. Das Gewerbe bezog
von uns in G.Packung 109 000 Schachteln mit je 500 Tabletten (874 Pfd. Zucker) im Werte
von 52 300 M, Anstalten empfingen 2820 Schachteln G. Packung um 9300 M. Eine Sonder-
zuweisung von 401 Schachteln A.Packung (100 8 Süßstoff — 90 Pfd. Zucker) und D. Packung
20 g Süßstoff⸗18 Pfd. Zucker) im Werte von 3188 M verwendeten wir für Anstalten und die
Schwerindustrie. Beeinträchtigt wurde der Verkehr mit Süßstoff durch die Beränderungen
in den Preisbedingungen. Zuerst wurde der Preis für das H. Briefchen von 50 8
auf 1.M erhöht, dann wieder auf 75 5 ermäßigt. Andererseits wurde der VRabatt für die Ver⸗