Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Denkwürdige Vorfälle 
2. Todesfälle verdienter Nürnberger Persönlichkeiten. 
7. April 1920. Wening, Christoph, ehem. Fabrikbesitzer. 
Er wurde am 13. April 18601 in Petersaurach geboren. Wenins kam 1885 nach 
Nürnberg, erhielt 1899 dahier das Bürgerrecht und war Mitinhaber der Firma Ernst Plank, 
Fabrik optischer und mechanischer Waren. Er war Mitbegründer des seit Februar 1920 be⸗ 
stehenden Nürnberg-Fürther Stadtverbandes für Leibesübungen 
und hatte das Amt des 1. Vorsitzenden übernommen, wahrlich keine leichte Aufgabe. Es galt, 
der Turn⸗, Spiel- und Sportsache auch in der fränkischen Doppelstadt die Stellung zu verschaffen, 
auf die sie bei ihrer Bedeutung für Volk und Vaterland Anspruch erheben darf. Oie Durch— 
führung dieser Aufgabe verlangte eine Kampfnatur, die entschlossen war, den mannigfachen, 
aus Ankenntnis und Vorurteilen entsprungenen Widerständen energisch zu Leibe zu gehen. 
Christoph Wening hat die Erwartungen, die man in ihn setzte, während seiner leider nur 
allzukurzen Wirksamkeit an der Spitze des Verbandes vollauf erfüllt. Er hat den Verband ver— 
waltungstechnisch vortrefflich organisiert, es ist seinem Berhandlungsgeschick gelungen, gute 
Beziehungen zu dem Kartell der Arbeitervereine für Bildung, Sport und Körperpflege in Nürn— 
berg und Umgebung herzustellen, er verstand es, die Stadtverwaltung für die Sache des Ver— 
bandes zu interessieren, und er war auch bereits an die Erledigung anderer großer Pläne heran⸗ 
gegangen, als er plötzlich an einem Herzschlag verschied. 
16. April 1920. 834h n, Friedrich Karl, Geheimer Kommerzienrat. 
Er wurde am 5. März 1861 in Fischbach, Bez. A. Kronach, geboren, machte sich 1885 
in Nürnberg ansässig und war der Grunder und langiährige verdienstvolle Leiter der Handels- 
gesellschaft Moris, Zahn u. Cie. Durch seinen Tode irnberg einen Mann verloren, 
der, wie selten einer, ein Arbeiter und Helfer im Di, tabtgemeinde und der Stadt 
überhaupt war. Am 8. November 19085 als Ersatz vas Gemeindekollegium gewählt, 
trat er am 21. April 1908 für den damals verstorbenen Gemeindebevollmächtigten Strebel 
in das Kollegium ein. Am 23. November 1908 wurde er wiedergewählt und gehörte dann dem 
Gemeindekollegium bis zu dessen im Juni 1019 erfolgter Auflösung an. Vom 1. Dezember 
1908 bis 27. November 1911 hat er das Amt des II. Vorstandes des Gemeindekollegiums ver— 
sehen. Während dieser Zeit hat er sich bei Lösung der wichtigsten organisatorischen Aufgaben 
der Gemeinde große Verdienste erworben, vor allem durch die Sicherstellung unserer Volks— 
ernährung während des Krieges und nach demselben. Seit 20. September 1915 war er für 
den verstorbenen Kommerzienrat Bing Geschäftsführer der Volksernährungsgesellschaft. 
Nicht zuletzt seinem Scharfblick undseinem Organisationstalent ist es zu danken, daß Nürnberg 
in der Organisation der Volksernährung mit an der Spitze stand. Es gibt wohl kaum ein Gebiet, 
auf dem er nicht führend und richtunggebend in unserer Stadt tätig gewesen ist. Es sei erinnert 
an die Frage der Bereinigung der Städte Nürnberg und Fürth, an die Berücksichtigung Nürn— 
bergs im Projekt des Rhein-Oonau-Mainkanals. An der Gründung der Demerag, Donau— 
Main⸗Rhein⸗Schiffahrts-⸗Aktien-Gesellschaft, ist er in erster Linie beteiligt gewesen. Wie keine 
andere führende Persönlichkeit des hiesigen Wirtschaftslebens hat er seine Fähigkeiten in den 
Dienst der Allgemeinheit gestellt, und neben dem rein wirtschaftlichen Borteil, den Nürnberg 
aus seinen Kenntnissen gezogen hat, hat uns sein regsamer Geist auch auf kulturellem Gebiete 
allergrößten und dauernden Nutzen verschafft. Die Belebung des Fremdenverkehrs, die Grün— 
dung des Tiergartenunternehmens und vieles andere können als Beispiel dafür angeführt 
werden. Auch nachdem er aus dem Gemeindekollegium ausgeschieden war, hat sich 
die Stadtverwaltung immer wieder seinen Vat für alle wichtigeren Angelegenheiten erholt. 
Dabei hat seine Liebenswürdigkeit und Menschenfreundlichkeit, die ruhige Sachlichkeit seines 
reichen Wissens und Könnens, bleibenden Eindruck auf jeden gemacht, der mit ihm verkehrte. 
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