Wohlfahrtspflege
Soweit Kommunalware in Betracht kam, war die Altbekleidungsstelle mit dem
Bezuge dieser Ware von der Reichsbekleidungsstelle und dem Verkaufe an den Kleinhandel
bhetraut.
Die Stadt stellte der Altbekleidungsstelle den nötigen Kre dint in Höhe von
1426 000 M zur Berfügung; eine Überschreitung dieses Kredits fand nie statt, obwohl alle
Reichsstellen nur gegen Vorauszahlung ihre Waren abgaben, und die Bestände der Altbeklei—
dungsstelle manchmal einen Wert von 5 Millionen M überstiegen.
69 Zins dienten als Vergütung für den beanspruchten Kredit, und außerdem wird
der Stadt insoferne ein Gewinn von rund 500 000 M entstanden sein, als sie die meisten durch
die Altbekleidungsstelle von Reichsstellen gemachten Ankäufe zur Hälfte in selbstgezeichneter
ariegsanleihe zum Nennwerte (Kurswert rund 7876) bezahlen durfte.
Während die Tageseinnahmen für Barverkäufe (also ohne die Be—
züge der städtischen Stellen) anfänglich nur rund 300 betrugen, erreichten sie späterhin eine
Durchschnittshöhe von 6090 ooo M, um dann gegen den Schluß zu auf rund 10 0o00 MA herab-
zusinken, nachdem infolge Unterlassens von Ergänzungskäufen (der Ausverkauf war angeordnet)
der Nachfrage in vielen Stücken nicht mehr genügt werden konnte. Die Durchschnittszahl der
Häufer wird auf täglich 500 berechnet, so daß in den 4 Jahren ein sehr beträchtlicher Teil der
Bevölkerung bedient wurde. Dem Warenumsatz e von 26553 541 M stehen Gehälter
und Löhne in Höhe von 2331 139 M, Spesen von 721 081 M, und Kapitalzinsen von 313 3602
zegenüber. Der Altbekleidungsstelle war eine eigene Schuhrepara turwerkstätte
und je ein Näh- und Bügelbetrieb angegliedert.
Beschäftigt wurden insgesamt mehr als 100 Personen. 6 Wachmänner dienten der
tändigen Nachtwache. Im letzten Jahre war der Betrieb einem kaufmännischen Oberleiter
unteritellt.
Die Altbekleidungsstelle gehört zu den wenigen kriegswirtschaftlichen Betrieben des
Stadtrates, welche ohne Verlust abgeschnitten haben, obwohl sie, wie so viele Einrichtungen der
Kriegszeit, von verschiedenen Seiten aus dauernd aufs heftigste angefeindet und bekämpft
wurde.
Umsatz. Insgesamt wurden umgesetzt: an Männeroberkleidung 104 025 neue Gegen⸗
stände und 185 500 gebrauchte Gegenstände, an Männerunterkleidung 395 700 und 174 640
Stück, an Frauenoberkleidung 38 644 und 8200 Stück, an Frauenunterkleidung 84 630 und
360 Stück, an Burschen- und Knabenoberkleidung 13 725 und 7270 Stück, an Burschen- und
Knabenunterkleidung 39 150 und 6130 Stück, an Mädchenoberkleidung 21040 und 3260 Stück,
an Mädchenunterkleidung 33 920 und 620 Stück, an Kinderkleidung 19 580 und 18 010 Stück,
an Erstlingswäsche 52200 und 6000 Stück, an verschiedenen Gegenständen 445 4660 und
25 588 Stück. Dazu kommen noch insgesamt 445 800 Meter Bänder und Stoffe.
Der nach Beendigung des Ausverkaufs verbliebene Restbestand an Waren wurde von
der neuerrichteten städtischen Textilverwaltung übernommen.
15. Flüchtlingsfürsorge.
Allgemeines. Am 1. April 1920 wurde der der Flüchtlingsfürsorge angegliederte
11. Erwerbslosenbezirk aufgelöst und die erwerbslosen Flüchtlinge auf die noch vorhandenen
allgemeinen Erwerbslosenfürsorgebezirke verteilt.
Die im Herbst 1919 begonnene öffenthiche SGammlung für Auslands—
deutsche war gegen Ende April 1920 soweit fortgeschritten, daß mit einem Reinertrag von
82 400, o5 M gerechnet werden konnte. Die einzelnen Unterstützungsfälle wurden einem beson—
deren Ausschuß, der erstmals am 24. April 1920 zusammentrat, zur Begutachtung und Ge—