Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Wohlfahrtspflege 
iblichen Prämiierung besonders tüchtiger Kostfrauen wurden 50 Frauen mit je 10 
und einem Diplom ausgezeichnet. — 
Im Laufe des Berichtsjahres sind nach und nach 4 weitere berufsmäßige 
Waisenpflegerinnen zur pflegerischen Überwachung der über 6 Fahre alten Kinder 
und Mündel eingestellt worden. Es wurden 5 Wa isenpflegerinnen b e zi J e ge⸗ 
zildet, deren Grenzen im allgemeinen mit denen der Mutterberatungsstellen übereinstimmen. 
Die Waisenpflegerinnen üben persönliche Fürsorge mannigfacher Art für die Mündel des Be— 
ufsvormundes aus, insbesondere durch Hausbesuche, Besuche beim Lehrer, Dienstherrn, bei 
Bereinen und Amtsstellen, durch Vorstellung der Kinder in der Berufsberatung, Vermittlung 
von Erholungsaufenthalt, Konfirmandenkleidern, Lehrstellen, Lesestoff usp. Sie arbeiteten 
im Sinne der Familienfürsorge und suchten in Fällen, wo auch andere Wohlfahrtsorgane (3. B. 
Polizeipflegerin, Jugendfürsorgerin, Tuͤberkulosenfürsorge) tätig wurden, stets eine Verständi— 
gung und womöglich die Übernahme des Falles in e in e Hand herbeizuführen. Zur Förderung der 
Familienfürsorge wurde jede Waisenpflegerin zugleich auch zur e hrenam tlichen Armen— 
oflegerin in ihrem Waisenpflegebezirk bestellt. Am Schlusse des Berichtsjahres hatten 
die Waisenpflegerinnen gegen 900 laufende Fälle zu betreuen; daneben wurden sie wiederholt 
in Einzelfällen tätig, bei auswärts oder in Anstalten untergebrachten Mündeln, in Angelegen— 
heiten des Gemeindewaisenrates usw. In einzelnen Fällen wurden sie durch die ehrenamtlichen 
Helfer innen im Dienste der Stadt Nürnberg unterstützt. Die Zahl der Hausbesuche und sonstigen 
vänge stieg von ca. 120 im Monat Juni 1920 auf 519 im Monat März 1921. Dabei ist zu berück⸗ 
ichtigen, daß die einzelnen Fälle infolge der steigenden materiellen Not (Kleider-, Betten⸗, 
Wohnungsnot) und der zunehmenden Berwahrlosung der Jugend mehr Arbeit machen als 
rüher, daß es sich verhältnismäßig oft um erstmalige Ermittlungen handelte und daß die Waisen⸗ 
pflegerinnen wöchentlich etwa 12 Tage mit Sprechstunden und schriftlichen Arbeiten im Amt 
beschäftigt waren, eine Waisenpflegerin zuletzt sogar fast ständig mit dem Kostkinderwesen zu 
tun hatte. In den letzten Monaten fanden regelmäßig Dienstbesprechungen der Waisen⸗ 
oflegerinnen mit der Leiterin der Pflegeabteilung statt. Von der Kinderhilfe wurde der Berufs— 
bormundschaft aus einer schwedischen Spende ein Betrag von 2000 überwiesen, der zur Ge— 
währung von Unterstützungen in besonderen Notfällen dienen soll. Für die Einrichtung einer 
Adoptionsvermittlungsstelle wurden Vorarbeiten gemacht. 
Die Rechtsauskunftsstelle für Schwangere wurde erst im Februar 
19021 eingerichtet und hatte daher im Berichtsjahre noch keinen starken Besuch zu verzeichnen. 
Es kamen übrigens nicht nur Schwangere, sondern auch andere Frauen, die Rat in familien— 
rechtlichen Angelegenheiten (Unterhaltsansprüche der Kinder gegen den geschiedenen Ehemann, 
Anfechtung der Ehelichkeit usw.)wünschten. 
Zu Anfang des Geschäftsjahres trat die Neueinteilung der Waisenratsbezirke 
in Kraft. Im Herbst des Jahres 1020 stellten die Waisenräte wegen Berweigerung der Straßen⸗ 
bahnfreiheit vorübergehend ihre Tätigkeit ein, während welcher Zeit sie von den beruflichen 
Waisenpflegerinnen vertreten wurden. Zu Ende des Berichtsjahres wurde ein Austausch der 
Waisenratsbezirke vorgenommen. um den einzelnen Waisenräten allzuweite Dienstwege zu 
ersparen. 
Die Gewinnung geeigneter Bormünder machte nach wie vor Schwierigkeiten. 
Zur Erleichterung dieser Aufgabe wurden den Waisenräten Auszüge aus der Schöffenliste zur 
Verfügung gestellt. Borübergehend wurde der Versuch gemacht, bei Ersuchen der Gerichte 
um Vorschläge von Vormündern für uneheliche Kinder auch den Berufsvormund als Samme * 
vormund vorzuschlagen, welches Verfahren aber zufolge der vom Amtsgericht hiergegen er— 
hobenen Bedenken wieder fallen gelassen werden mußte.
	        
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