thumbs: Deß Heil. Apostels Pauli geistliche Wage In welcher der Kinder Gottes und Miterben Christi Zeitliches Leid und Ewige Herrlichkeit gegeneinander geleget/ abgewogen und geschätzet werden

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es nicht unwahrscheinlich, daß er bereits in den Fünfzigerjahren 
des 18. Jahrhunderts während seines Aufenthaltes in Zürich, als er 
unter dem besonderen Schutze Bodmers stand und auch gegen 
Gottsched ins Feld rückte, auf Hans Sachs aufmerksam geworden 
sei, allerdings auf den in Bodmers Werkstatt zugestutzten Hans 
Sachs, der auf den jungen Wieland keinen positiven Eindruck ge- 
macht haben wird. Zeugnisse haben wir dafür freilich keine, wie 
wir auch später in Biberach! und Erfurt nichts Hans-Sachsisches 
bei Wieland finden. Erst in Weimar, wohin Wieland im September 1772 
übersiedelte, stehen wir nach dieser Richtung hin wieder auf sicherem 
Grunde. Als ein Nachklang zu dem Ton in den Streitschriften der 
Vierzigerjahre kann es gelten, wenn Wieland zu seiner „Titano- 
machia“ (1775) bemerkt, sie sei „als eine Probe einer Art von 
deutschem Marottischen oder (wenn wir lieber wollen) Hans 
Sachsischem Stil“? zu betrachten. Die Vergleichung zwischen 
Marot und Hans Sachs war in dem Gottsched-Bodmerschen Streit 
angestellt worden und in der Schweiz nicht zu Gunsten Hans 
Sachsens ausgefallen (s. oben 8. 149). 
Reichlicher liegen bei Goethe die Fäden offen, die zu Hans 
Sachs führen. Im selben Jahre, da die von Gottsched geförderte 
Lebensbeschreibung Hans Sachsens von Ranisch erschien (1765), 
Jezog Goethe die Universität Leipzig. Gottsched hat in der Knittel- 
versdichtung wieder an den wirklichen Hans Sachs angeknüpft und 
aus dem reichlich fließenden Born der Knittelpoesie, der den Poeten 
willig Nahrung bot, hat auch der Junge Goethe geschöpft. Es war 
damals Mode, wenn man gegen seinen Feind etwas auf dem Herzen 
hatte, sich dieses literarischen Alpdruckes durch die ebenso leicht 
zeschaffene, wie leicht genossene Knittelversdichtung zu entledigen. 
Ein Bild der Vollkommenheit war es nicht, das durch diese Poesie 
von dem Dichter Hans Sachs erweckt wurde, und verschönt wurde 
las Bild auch nicht durch die Art, wie Christian Felix Weiße den 
Meistersänger auf der Bühne vorführte. Weißes „Poeten nach der 
Mode“ hat Goethe, wie wir schon wissen, in Leipzig aufführen 
sehen und das Stück anfänglich auch sehr geschätzt (s. oben 8. 153). 
1 In einem Briefe an Salomon Geßner vom 29. August 1764 spricht 
Wieland einmal von Knittelversen. (Ausgewählte Briefe 2, Zürich, 1815, 246). 
ı? Wielands sämmtl. Werke. Suppl. 6. Ba. (1798). S. 375 Anm.
	        
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