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schrieb man das Jahr 16382, und im folgenden Jahre
erblickte mein Vater das Licht der Welt.“
Der Fremde horchte bei diesen Worten hoch auf.
„Ja,“ fuhr der Bürger fort, „jener Tag war
ein feierlicher für unsere Familie, und noch heute
feiern wir den 6. September als Fest. Da wird,
wenn der Abend herbeikommt, der Pokal aus dem
Schrein heruntergeholt, mit Wein gefüllt, und jedes
Glied der Familie muß dem großen Gustav ein Lebe—
hoch bringen und den Pokal leeren helfen. Hat er dann
seine Weihe erhalten, so kommt er wieder hinauf in
den Behälter, um ein Jahr darauf, an demselben
Tage, nicht früher und nicht später, abermals zur Ehre
des Königs geleert zu werden.
„Ich weiß, ich weiß!“ „sprach der Gemeinde—
vorstand. „Als Euer Großvater selig noch lebte,
erfuhr ich die ganze Geschichte aus seinem Munde,
und kann somit darauf schwören, daß sie wahr—
haftig ist.“
„Ja, er war ein wackerer Mann, der alte Ger—
hard Ammon, hochgeachtet von Allen, die ihn kannten,“
betheuerte der andere Nürnberger.
„Und hat tapfer gestritten für seinen Glauben,“
fügte der Dorfprimus hinzu, „unter den Fahnen des
großen Schwedenkönigs.“
So ging die Erzählung der vergangenen Tage
fort, bis der Wächter Erlenstegen's die zehnte Stunde
verkündete und damit die Nürnberger mahnte, auf
den ziemlich weiten Nachhauseweg bedacht zu sein.
Als die Zeche bezahlt war, erhob sich der Fremde
und trat zu dem uns unter dem Namen Ammon be—
kannten Mann.