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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit
9. Kriegsinvalidenfürsorge.
Die Fortdauer des Völkerringens und die dadurch bedingte stete Neubelegung der
Lazarette mit Verletzten und Kranken, die Rückkehr der aus dem Militärdienst en
oder bis dahin beurlaubten Kriegsteilnehmer nach ihrem Unterstützungswohnsitzorte ürnberg
sowie die Zuweisung von auswärtigen Kriegsdienstbeschädigten an die hiesigen Ausbildungs⸗
gelegenheiten und Ubungswerkstätten brachten der Hauptstesta für Kriegsinvalidenfürsorge
zu den bis Ende 1915 gemeldeten 1806 Kriegsinvaliden im Jahre 1916 im ganzen 2 795
Neumeldungen. In diesen Zahlen sind nicht enthalten diejenigen Kriegsinvaliden, die der
Hauptstelle für Kriegsinvalidenfürsorge lediglich bei Entlassung gemeldet wurden. aber ihre
Einrichtungen nicht in Anspruch nahmen. Die Gesamtzahl der Kriegsdienstbeschädigten, die sich
bisher in der Fürsorge der Hauptstelle befanden und noch befinden, betrug am Schluß des
Jahres 4601.
Von den Zugängen des Vorjahres mußten zunächst der Berufsberatungsstelle
(Abteilung D)) 2314 Fälle zugewiesen werden, während 329 Invaliden nur die Arbeitsfürsorge
(Abteilung I1) und 152 Invaliden nur die wirtschaftliche Fürsorge (Abteilung III) in
Anspruch nahmen.
lJ. Berufsberatung, verbunden mit Berufsanpassung und Berufs—
ausbildung. Die Zahl der im Jahre 1916 abgehaltenen Berufsberatungen beläuft sich
auf 2521; sie fanden, mit Ausnahme der für die Nervenkranken, welche in ihrem Lazarett
in der Labenwolfstraße beraten wurden, in der Hauptstelle für Kriegsinvalidenfürsorge (nun—
mehr Albrecht-Dürer-Platz 4/1) an den Nachmittagen statt und zwar für die Invaliden
aus der Metallbearbgitung am Montag, aus der Holzbearbeitung am Dienstag, aus dem
Kaufmannsstande und Nahrungsmittelgewerbe am Mittwoch, aus der Landwirtschaft am
Donnerstag und für die Invaliden aus dem Baugewerbe am Freitag.
Für die im Vorstehenden nicht aufgeführten Berufe wurde gesonderte Tagfahrt an
freibleibenden Nachmittagstunden eingeschaltet.“
Hierbei konnte in 1578 Fällen durch die beigezogenen ehrenamtlichen Sachverständigen
in mündlicher Besprechung mit dem einzelnen Kriegsinvaliden ein Endurteil über seine
Wiederverwendbarkeit gewonnen werden. Es wurde festgestellt, daß zu ihren früheren
Berufen 285 Invaliden ganz, 1086 teilweise und 207 nicht mehr praktisch fähig waren.
Von letzteren sollten umlernen: 4 als Bürstenmacher, 2 als Metalldrücker, 2 als
Maschinenzeichner, 1 als Buchbinder, 1 als Lithograph, 83 als Schuhmacher, 3 als Chauffeure
3 als Korbflechter, 1 als Herrschaftsdiener, 1 als Stereotypeur, 1 als Reisephotograph,
lals Reisender, 1 als Bleistiftarbeiter und 1 als Gärtner. 9 Invaliden mußten Blinden—
berufe ergreifen, 18 sollten zur Metallbearbeitung angelernt werden, 25 sollten unter Verwertung
ihrer praktischen Erfahrungen in ihrem Berufe für Magazin oder Bureau ausgebildet, 2 sollten
Gartenbautechniker werden, 8 kamen für Gelegenheitsberufe in Betracht, 2 (Schutzleute)
mußten für den inneren Dienst vorbereitet werden, 4 waren anzusiedeln, 6 mußten sich
selbständig machen, 4 sollten Landwirte werden, 3 (CLandwirte) waren zu Darlehensrechnern
auszubilden, 12 besaßen bereits eigenes Geschäft oder Anwesen, 3 wurden angestellt, 10 waren
ganz unfähig zu einer Beschäftigung, davon 5 zeitweilig, bei 20 Invaliden war der Beruf
noch unbestimmt und 56 mußten überwiesen werden, ohne daß vorher der neue Beruf fest—
gestellt werden konnte.
Außerdem ergab sich durch die Berufsberatung: 140 Invaliden besaßen eigenes
Geschäft oder Anwesen, 88 sollten ein solches erhalten, davon 25 im Wege der Ansiedlung;
88 sollten in ihrem Berufe höher ausgebildet werden, 267 hatten die Zusage ihres früheren
Arbeitgebers und 50 besaßen die Zusage eines anderen Arbeitgebers, in 216 Fällen wurde
bei früheren Arbeitgebern angefragt.
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