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erhielten hiezu Ladung, den Kurfürsten als Landes- und Erb⸗
herrn anzuerkennen, aber sieh! — deß weigerten sich die
Ganerben Rothenbergs auf's Entschiedenste. Da sandte 1629
der beleidigte Kurfürst den Pfleger Hans Truchseß von
Hofingen als bevollmächtigten Kommissarius nach der Berg—
veste, „um die Oeffnung berührten Hauses Rothenberg an den
erwählten und bestellten Burggrafen Sebastian v. Wechmann
zu Roßdorff und Unterleinleitter zu besorgen“. v. Wechmann
weigerte sich dessen ohne Vorwissen der gesammten Ganerben.
Schließlich vollzog sich auch solche Zustimmung mit allen
erdenklichen Klauseln, mit körperlichen Juramenten, adeligem
Geloben und Versprechen, daß keinem Theile Schaden daraus
erwachsen solle. Vor Allem ward das Verhältniß der
Besatzung und Bewachung festgestellt, deren höchster Vertreter
der Burggraf selbst war. Die strikte bedungene Wegführung
feiernder Kriegsvölker aus jenen Fluren, die damit ver—
—XX herrschenden
„schweren Noth“ gab Zeugniß vom Elende, welches der
verderbliche Krieg allüberall verbreitet und mit seinen Pest⸗
beulen überzogen hatte. Besonders litten die Nürnberger
Städte Hersbruck und Lauf große Einbuße durch die Ausfälle
der Garnison des Rothenbergs. Wenn auch im Rothenberger
Besitz, sahen die Ganerben unter Kurbayern ihre Rechte
allmählich geschmälert, ihre Klagen unbeschieden und selbst
gerechtfertigte Ansprüche hintangesetzt. Zudem begehrte der
Kurfürst 1667 „zur Versicherung der Land und Leut das
Burghaus Rothenberg in Verwahr zu nehmen . Die Burg⸗
grafen, ob katholisch, ob protestantisch, behielten Wohnung in
der Veste, ihres Amtes ungekränkt waltend; den Thorschluß
sollten Burggraf und Hauptmann zugleich besorgen. Den
evangelischen Pfarrherren blieb anheimgegeben, mit Weib,
Kind und Habe fortzuziehen. Die Ganerben sollten ihre
Tage zu Schnaittach oder anderswo halten; gegenseitig sei
das Eigenthum unantastbar. Diesen Receß unterschrieben
Hans Ernst Belkofen, Gg. Karl Schenk von Notzing, Valentin
Georg von Künßberg, Johann Ludwig Stieber von und zu
Buttenheimb. Auf solche Weise lockerte sich der Ganerben⸗
verein immer mehr, sein Ansehen schwand, im Inneren hob