fullscreen: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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und redlichen Meister gelernt hatten. Dann gab er einem freien Hand— 
werk sog. Gesetzlein oder Artikel und ordnete die Wahl von Vorgehern 
aus ihm an, die auf die Beobachtung dieser Artikel ein Auge haben 
sollten. Diese Artikel bestimmten die Dauer der Lehr- und Gesellen— 
zeit, verlangten auch wohl Probestücke bei der Erwerbung des Meister⸗ 
rechts, enthielten kurz um Vorschriften, die hinter denen eines geschworenen 
Handwerks kaum zurückblieben. Trotzdem blieb dem Gewerbe immer 
noch der Name „freie Kunst“, bis es entweder, was häufig geschah, 
einem verwandten geschworenen Handwerk einverleibt oder durch die 
Erteilung des Rechts, geschworne Meister zu wählen, selbst zu einem 
eigentlichen „geschworenen“ Handwerk erhoben wurde. 
Sehr viele der namhaftesten Handwerke sind auf diese Weise aus 
der freien Kunst entstanden, z. B. die der Schreiner, Wagner, Buch— 
binder u. a. Bei vielen, bei denen dies sicherlich auch der Fall war, 
läßt es sich nicht mehr nachweisen, da sich dieser Vorgang in einer 
Zeit abgespielt haben muß, aus der uns urkundliche Nachrichten fehlen. 
Am frühesten mögen die unentbehrlichsten Handwerker, die Bäcker und 
Metzger, Schneider und Schuster, Tuchmacher, Lederer, Schmiede u. s. w. 
zu festen Ordnungen und zu einer Art Zunftverfassung gelangt sein. 
Manche Handwerke wiederum, wie die der Maler, haben es nie zu 
riner Einreihung in die geschworenen Handwerke gebracht, obgleich sie 
Ordnung, Vorgeher und Probierstück hatten.“) 
Überraschend ist die große Arbeitsteilung und daraus solgende 
Mannigfaltigkeit der handwerklichen Berufszweige, die uns im reichs— 
städtischen Nürnberg entgegentritt. So finden wir allein die Thätig— 
keit des Schmiedens in folgende streng von einander gesonderte Han— 
tierungen gegliedert: Goldschmiede (diese zerfielen wieder in Silber⸗, 
Gold- und sog. Pariserarbeiter), Geschmeidleinmacher (machten Haar⸗ 
nadeln u. dgl. m. aus Messing), Kupferschmiede, Messingschmiede oder 
Schlager, Ringmacher (die die Ringe zum Verschluß der Arbeitsbeutel, 
Taschen u. s. w. machten), Messerschmiede (Messerer), Scheermesserer, 
Klingenschmiede, Schwertfeger, Sensenschmiede, Gabelschmiede, Ahlen⸗ 
schmiede, Häftleinmacher, Nadler, Drahtschmiede, Neberschmiede (ver⸗ 
fertigten kleine Sägblätter zu Laubsägen u. dgl. m.), Zirkelschmiede, 
Sporer und Striegelmacher, Kettenschmiede, Bogen⸗ und Pfeilmacher, 
Hufschmiede und Nagler, Harnischmacher (oder Plattner), Panzerhemd⸗ 
*) Auf die eigentümliche Gestaltung der Handwerksverhältnisse in Nürnberg 
durch das Vorhandensein der freien Kunst hat Mummenhoff zuerst nachdrücklich hin⸗ 
gewiesen. Vgl. seine ausführliche Darstellung in der Bayerischen Gewerbezeitung, 
a. a. O., in der eine Anzahl lehrreicher Beispiele für den Übergang der freien Kunst 
zum Handwerk aufgeführt und eingehend erörtert werden. 
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