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Von Dr. J. F. Holly.
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Originalfassung: Sachs'sche Umdichtung:
Der durch Urteil Darum Urteil
Am jüngsten Tag wird richten, Am jüngsten Tag wirst richten,
Halt mich in deinen Pflichten. Die dir glauben mit nichten.
O, werte Frucht, O, werte Frucht
All' mein' Zuflucht All mein Zuflucht
Hab' ich zu dir. Hab ich zu dir.
Am Kreuz bist mir Ich glaub' hast mir
Mit Sankt Johannes geben, Erworben ewig Leben
Daß du auch mein' In dich hoff' ich
Mutter wollt'st sein, Ganz festiglich,
Frist hier und dort mein Leben.) Weil du mir Gnad hast geben.
Wir schen, der alte Text des schönen Marienliedes enthält
nicht das Geringste, was gegen den Glauben der katholischen Kirche
verstößt; es sind lediglich die uralten Ansichten der christlichen
Kirche über die Güte, Lieblichkeit, Anmut und große Macht der
Gottesmutter am Throne ihres Sohnes, die hier vorgebracht werden,
und die von den Minnesingern in vollendeter poetischer Schönheit
besungen worden waren.
Ähnlich wie diese Marienode „corrigierte“ Sachs auch das
altehrwürdige Preislied der Mutter Gottes „Die Frau vom
Himmel.“2)
Daß aber andere Heiligen noch schlimmer bei Sachs wegkamen,
wie die hl. Jungfrau — von dieser ließ er, wie bemerkt, wenigstens
die Paraphrase des „Salve regina“ unverändert — ist klar. So
änderte er an den Liedern „Rosina, wo war dein Gestalt“,
„Anna, du anfencklich bist“ und „Sankt Christoph, du
heiliger Mann“ sehr stark herum. Besonders auffällig ist die
„Correktur“ an dem Liede des hl. Christophorus, der sehr beliebt
war unter dem Volke und viel von ihm besungen ward. Die
Dichtung selber ist sehr einfach und rühmt nichts anderes von dem
Heiligen, als daß er ein großer Diener Gottes gewesen und durch
seine Fürbitte bei Gott deshalb viel vermöge. Sie erheischte also
gewiß keine „Correktur.“ Sie lautet in der 1. und letzten Strophe:
„Sankt Christoph, du viel heiliger Mann,
Dein Lob steht hoch zu preisen!
Und wer dein Bild früh' schauet an,
Des Tags ist er beweisen:
Das Herze sein
Fröhlich, ohne Pein,
—Züuchtig in allen Ehren.
) S. Ph. Wackernagel, das deutsche Kirchenlied, II. S. 804 ff.
2) S. Wackernagel, Bd. 2, Nr. 1030.