376
Schulen
Bezüglich der einzelnen Krankheitsgruppen, deren Auswahl für den Bericht sich auch
heuer wieder als bewährt erwiesen hat und die in den Einzelberichten bei den Erkrankungen
der ersten Klassen fast ausnahmslos eingehalten wurden, sei folgendes hervorgehoben.
In der ersten Gruppe „Lunge, Herz und Unterleibsorganes ist wie immer die
am häufigsten vorgefundene Erkrankung die entzündliche Erkrankung der Bronchien und der
Lungen, die im wesentlichen mit der Bronchitis gleichbedeutend ist. In den Volksschulen
wurden damit behaftet befunden 8,46 0/0 der üntersuchten Kinder während in den höheren
Mädchenschulen nur 49 00 auf die gleiche Rubrik fallen, also nur halb soviel wie in den
Volksschulen, vermutlich weil der Bronchialkatarrh unter den Kindern der höheren Mädchen—
schulen nicht so verbreitet ist wie in den Volksschulen und weil Kinder der höheren
Mädchenschulen, so lange sie „husten“ oder „erkältet“ sind, wohl mehr zu Hause gehalten
werden, als Kinder der Volksschulen.
Die zweithäufigste Erkrankung bilden die Unterleibsbrüche. In den Volksschulen
finden sich unter den Lernanfängern 3,37 0/0 mit Unterleibsbrüchen behaftete, mehr als die
Hälfte derselben (1,83 0/0) hatten ausgetretene Brüche. In den höheren Mädchenschulen
finden sich wie im Vorjahre ausgetretene Unterleibsbrüche gar nicht, zurückgehaltene in 3 040.
Die hohe Ziffer ausgetretener, d. h. vernachlässigter Brüche, die auch diesmal wieder
unter den Volksschulkindern angetroffen wurde, ist sehr bemerkenswert. Übrigens sei bemerkt,
daß auch das Umgekehrte, unnütziges Weitertragen eines Bruchbandes, das im ersten oder
zweiten Lebensjahr ärztlich oder auch nichtärztlich verordnet wurde, obwohl inzwischen der
Bruch völlig geheilt ist, nach den Beobachtungen des Berichterstatters keineswegs ganz
selten angetroffen wird.
In der Gruppe der „Hauterkrankungen und Parasiten“? sind wiederum die
Kopfläuse und deren Eier zu erwähnen. Hiervon fanden sich in der Volksschule unter den
Knaben 6 Fälle, unter den Mädchen 3060 — 312 Fälle insgesamt, d. h. 441 040 der Lern-—
anfänger; bei den Mädchen allein ist der Prozentsatz 8,72. In den höheren Mädchenschulen
wurden wie im Vorjahre Kopfläuse und Eier davon nicht festgestellt.
In der Gruppe „knöchernes Körpergerüst“ sind zu erwähnen 189 anatomische
und 278 funktionelle Verkrümmungen der Wirbelsäule, zusammen 467 oder 6,6 0/9. In den
höheren Mädchenschulen treffen auf die gleiche Abteilung 15 funktionelle Verkrümmungen
9.26 0/0.
Die Zahlen der Einzelberichte wiesen auch diesmal wieder weitgehende Verschieden—
heiten untereinander auf.
Sehr hoch ist auch heuer in den Volksschulen die Zahl der Verkrümmungen des
Brustkorbes mit 662 — 9,22 0/0, in den höheren Mädchenschulen nur 1 — 0,61 0/0; ferner
in den Volksschulen die Verkrümmungen und Verkürzungen der Gliedmaßen mit 315 — 4460,
in den höheren Mädchenschulen keine. Wenn man alle diese genannten Veränderungen
zusammen als rhachitische auffaßt (was ohne nennenswerten Rechenfehler zulässig ist), ergeben
sich in den Volksschulen rhachitische Veränderungen 776 bei Knaben und 658 bei Mädchen
— 1434 bei allen Kindern. Zu bemerken ist, daß mehrere dieser Erkrankungen bei demselben
Kinde vorkommen. Bemerkenswert sind die höheren Zahlen unter den Knaben in beiden
Jahrgängen gegenüber den Mädchen.
In der Gruppe „Mund, Nase und Sprache“ überwiegt wieder am meisten die
Mandelvbergrößerung mit 1041 0/0 in den Volksschulen, in den höheren Mädchenschulen
mit 6,18 /0.
FHirnsichtlich der Zahnbeschaffenheit wurden in den Volksschulen befunden: gesund
23,90 0/0, kariöss mit UÜberwiegen der gesunden Zähne 53,85 0/0, kariös in hohem Grade
22,29 0/0. In den höheren Mädchenschulen sind die Verhältnisse nur wenig besser gewesen: