In
„Die Vaterlandsliebe“; worüber Harsdörfer geredet Hat, ijt ung
leider nicht überliefert !°).
Der Sitte der BZeit gemäß jJollten nun die beiden jungen
Batrizier ihre große „Tour“ antreten. € ijt ein Zeichen von
Ser erzieherijchen Weisheit der beiden Väter, daß fie die jungen
Qeute nicht fofort vom patriardhaliichen Altdorf in die weite Welt
hinaus fjandten, jondern ihnen einen entiprechenden Übergang
geftatteten.
Dazu empfahl fih vor allem ein längerer Mufenthalt in
Straßburg. Einer Bemerkung in den „Mathematijchen Erquick-
itunden.“ zufolge (II, 8, Aufg. 7) berührten fie auf ihrer Hinreife
Ingoljtadt. Die Stadt Straßburg fjelber bildete eine natürliche
Bermittlerin von deutihenı und franzöfiihem Wejen, ein Kats-
befchluß der Zeit nennt fie jelbft „eine Halbfranzöfijche Stadt“ !9).
Da fand fich reidhlidh Gelegenheit zu gründlidher Erlernung und Ein-
äbung der franzöfijihen Sprache. Außerdem war jeit kurzem (1621)
die alte Akademie zu einer Univerfität erhoben worden. Irop Der
idhwierigen politijdhen Verhältnifje des pfälzijhen UnionsSkrieges,
der fich auch in den Eljaß gezogen hatte, troß der rivalifierenden
Sefuiten-Univerfität in Molzheim (1618) 17), hatte das Stadtregiment
alle an die Errichtung Ddiejer Univerfität gejeßt, ja im Frieden
mit dem Kaijer die Beftätigung Derielben zur auZdrücklichen
Bedingung gemacht 18). ;
Die Stabt jollte denn auch die fjofortige Genugthuung erleben,
daß die Zugkraft der neuen Univerfität fih Io bedeutend erwies,
daß Straßburg in diefen Zeiten als die erfte und vornehmite
Univerfität Deutjchland3 gelten konnte !9).
Unter den Lehrern, die damalz al8s Sterne erfter Größe in
Straßburg glänzten, ftand oben an ihr erfter Rektor Matthias
Bernegger, Profeffor der Hiltorie und feit 1626 auch der
Beredlamfkeit 2°).
Dieler Bernegger it nicht nur für die gelehrte Auzbildung,
'ondern auch für die Lebenzanjchauung und {pätere wiffenfhaftliche,
wie (öngeiftige Richtung und Bethätigung Harsdürfer3 weit
wichtiger geworden, al man Bisher anzunehmen aewohnt war.